Let’s act together!
Vom Happening bis zu den Polit-Aktionen der 68er
Formen und Ideen der Partizipation in der Neo-Avantgarde
von Sabine Sanio
Seit in den 1960er-Jahren der von Allan Kaprow 1958 erfundene Begriff des Happenings aufkam, gilt das von Cage „komponierte“ und im August 1952 am Black Mountain College in der Nähe von Asheville in North Carolina aufgeführte Konzert als erstes musikalisch-theatralisches Happening der Geschichte. Unabhängig vom Namen ist der partizipative Charakter dieses Geschehens ohne weiteres zu erkennen: Die Komposition lieferte einen formalen Rahmen, der offen war für unterschiedlichste Beiträge und Akteure. Damals präsentierten Dozenten und Studenten die Ergebnisse ihrer Sommerkurse; alles geschah mehr oder weniger gleichzeitig, angefangen mit einer 45-minütigen Lecture Cages. „Es gab ebenfalls Gedichte von M.C. Richards und Charles Olson, Musik von David Tudor und Filme, die an die Decke und die Wände des Raums projiziert wurden. Schließlich wurden Robert Rauschenbergs weiße Leinwände ausgestellt, während er selbst alte Platten auf einem uralten Phonographen spielte und Merce Cunningham mittendrin und drumherum improvisierte.“1
PARTIZIPATION, NICHT KOOPERATION
Cage selbst hat die Komposition zu dieser Aufführung nie veröffentlicht, sie trägt daher auch keinen Titel. In seinem handschriftlichem Nachlass in der New Yorker Public Library lässt sich dem Event am Black Mountain College bis heute nur ein Blatt mit Aufführungsanweisungen zuordnen. Später bezeichnete Cage es als eine Version seines 1960 komponierten Theatre Piece. Darin formuliert er wie in Water Walk (1959), Variations I (1958) und „Music Walk“ (1958), Walk“ (1958), aber auch in späteren Versionen der Variations, in HPSCHD (1967/68) oder in den Songbooks (1970), allesamt ähnlich…