Der Media Sculptor und der Public Mind
VON FRIEDEMANN MALSCH
Wenn man heute Künstler zwischen 40 und 50, aber auch jüngere, auf Les Levine anspricht, so ist die Reaktion meist zustimmend, mit einem kleinen wohlwollenden Unterton, der echten Respekt vor einem Könner zum Ausdruck bringt: “Naja, das ist doch ein Superstar”, wird etwas resignierend abgewinkt. Ist er das wirklich? In der BRD wenigstens erstaunt seine merkwürdige Abwesenheit in den wesentlichen Organen des Kunstbetriebs. Es gibt im Augenblick nur einen einzigen, von einer Schweizer Privat-Galerie publizierten deutschsprachigen Katalog des Künstlers. Eine größere Einzelausstellung mit retrospektivem Charakter hat es in unseren Landen bisher nicht gegeben, mehr noch: Außer dem Museum van Hedendaagse Kunst, Antwerpen, fand sich kein europäisches Institut bereit, die vom Everson Museum of Art in Syracuse, N.Y., erarbeitete Retrospektive “Public Mind: Les Levine’s Media Sculpture and Mass Ad Campaigns 1969-1990” zu übernehmen. Aus gutem Grund? Vielleicht ja, wenn man als einen solchen die Vorreiterrolle gelten lassen will, die Levine für weite Teile der künstlerischen Konzepte der Generation der 80er Jahre gespielt hat. Ein “guter Grund” könnte auch sein, daß Levine es in seinem Oeuvre immer verstanden hat, die objektive Funktion der Avantgarde zu verkörpern: zum rechten Zeitpunkt das Richtige tun, um nicht vom Kunstbetrieb vereinnahmt zu werden. Levine ist mithin eine schillernde Figur, weil kaum jemand ihn nicht kennt, aber nur wenige sich auch für ihn einsetzen. Darüber hinaus hat er seine multimedialen Aktivitäten stets so auszurichten verstanden, daß sich eine Verfestigung seiner Äußerungen und ihrer Gestaltung zu einem vermarktbaren “Stil” im…