Jochen Becker
Lernprozesse mit fröhlichem Ausgang
Stephan Dillemuth über die »Sommerakademie München – eine Freie Akademie auf Zeit« im Kunstverein München vom 31.5. – 26.6.1994
Stephan Dillemuth betrieb gemeinsam mit Künstlerkollegen fünf Jahre lang den Kölner Präsentationsraum “Friesenwall 120” und etablierte 1991 unter dem Namen “Ludwigstraße 11” eine vierwöchige Münchner Zweigstelle. Seine diesjährige “Sommerakademie München” entsprach keineswegs den temporären Meisterklassen, wie sie etwa alljährlich in Salzburg abgehalten werden. Die zusammen mit Helmut Draxler, dem Leiter des Kunstvereins, organisierte “Freie Akademie auf Zeit” verband weit mehr eine produktive Atmosphäre aus Gruppenshow, Workshop, Fachtreffen und Volkshochschule. Diese über vier Wochen sich entwickelnde Arbeitssituation läßt sich aus der Perspektive des Kunsttouristen kaum beschreiben.
Anstelle einer Kunstkritik versucht das Gespräch mit Stephan Dillemuth der Dauerkrise an den Kunstschulen und dem daraus folgenden neuerlichen Wunsch an Schulung und Theoriebildung nachzugehen. Hierbei interessierte mich besonders das wiedererstarkte Bedürfnis sowohl bei Kunststudent/innen als auch bei praktizierenden Künstlerinnen und Künstlern, sich über die Ausbildungssituation und den sozialen Stellenwert von Kunstproduktion auseinanderzusetzen. So hat sich in Berlin eine Freie Klasse gebildet, kämpfte der AStA in Düsseldorf gegen den Olymp-Gedanken von Markus Lüpertz an, luden Kunststudenten in Braunschweig oder Hamburg wiederholt Gäste ein. Regelmäßig werden Dozent/innen aus dem journalistischen Umfeld zeitgenössischer Kunst für die künstlerische Fortbildung engagiert. So agiert Isabelle Graw auf akademisch abgesicherter Ebene an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, während Diedrich Diederichsen – in der privaten Stuttgarter Merz-Akademie – oder Stephan Dillemuth – als Eigeninitiative innerhalb des Münchner Kunstvereins – nichtakademische Lehrmethoden erkunden.
Umgekehrt hat sich in der Merz-Akademie eine…