Braco Dimitrijevic
Leonardo und die Mistgabel
Ein Gespräch von Doris von Drathen
Als Braco Dimitrijevic 1968 zwanzigjährig von Sarajevo nach Paris geht, langweilen ihn bereits die Strukturen der Konzept-Kunst, die er in den Arbeiten seines Vaters genügend hatte beobachten können. Den professionellen Skiläufer und Naturwissenschaftler reizte es dann schon mehr, auf nicht ganz ernste Art das Absolute der Farbe Weiß mit einer Künstlergruppe auf verschneiten Pisten zu analysieren. Oder in den Großstädten rund um die Welt irgendeinen Passanten zur öffentlichen Figur zu promoten und mit den Mechanismen des Kunstbetriebs spielerisch umzugehen. Von 1975 an erklärt er dann die Museen der Welt zu seinem Atelier und schafft es, selbst heikelste Kuratoren dazu zu bewegen, ihre Schätze von der Wand zu nehmen und sie ihm für seine Installationen, die er “Triptychos Post Historicus” nennt, zu überlassen. Im April 1995 mußten die Kuratoren des Museums Darmstadt einen Monat lang eine Schlange füttern und pflegen; im September/Oktober 1996 werden die Kunsthistoriker der Kunsthalle Düsseldorf für frisches Obst und Gemüse sorgen müssen. Dimitrijevic hat als Maler angefangen – seine Familie hat ihn wie ein Wunderkind gefördert und ihm mit zehn Jahren seine erste Einzel-ausstellung eingerichtet, die er heute in seiner Biographie immer mit angibt. Hinter seiner Arbeit steht das unbefangene Selbstbewußtsein aus jener Zeit.
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D.v.D.: Ohne allzu chronologisch heranzugehen, würde ich trotzdem gern zunächst einmal über Ihren Studiengang sprechen, der für einen Künstler ziemlich ungewöhnlich ist; Sie haben Mathematik, Physik und Elektronik studiert. Hat diese Beschäftigung Ihre Arbeit beeinflußt?
B.D.: In meiner Arbeit reizt es mich, manches Mal einen…