Polen
Leon Tarasewicz
Kommissar: Anna Rottenberg
Kurator: Aneta Prasal-Wisniewska
Assistent: Anna Jagiello
Wenn sich durch die Malerei der Moderne ein roter Faden zieht, dann nur unter gleichwertiger Beimengung der beiden anderen Primärfarben. Der elementare Dreiklang Rot-Gelb-Blau wirkt bis in die Gegenwart nach: Im polnischen Pavillon, wo er den gesamten Boden bemalte, hat ihn Leon Tarasewicz zur realen und piktoralen Basis seines Biennale-Beitrags gemacht. Tarasewicz, 1957 in Stacja Walily geboren, ist nach seinem Studium an der Kunstakademie Warschau (1979 bis 1984) zurückgegangen an den Ort seiner Herkunft. Die Monotonie der Landschaft und das wiederkehrende Bild langgestreckter, parallel verlaufender Ackerfurchen haben ihn zu seinen ersten Streifenbildern angeregt und brachten ihm den falschen Ruf ein, lediglich an der Schilderung des ruralen Terrains interessiert zu sein1. Dabei hat Tarasewicz diese ursprüngliche Bodenhaftung längst hinter sich gelassen und seine Malerei zu einem avancierten Instrument der Transformation räumlicher Gegebenheiten, der Irritation perzeptiver Erwartungshaltungen und der Reflexion avantgarder Möglichkeiten eines traditionellen Mediums gemacht: Für die Ausstellung “Der Riss im Raum” (1994/95) hat Tarasewicz im Martin-Gropius-Bau, Berlin die architektonische Begrenzung eines Saales mittels einer aus dicht gedrängten gelben und blauen Streifen geschichteten horizontalen Textur überwunden; in die Galerie Foksal, Warschau ließ er eine 1,30 Meter hohe, die Gesamtfläche eines Raumes ausfüllende Holzkonstruktion einbauen, um die so entstandene ‘Hochebene’ anschlie-ßend mit einem lavaartigen Farbbrei zuzustreichen, über dessen Zusammensetzung der Titel dieser 35 m2 großen Arbeit Auskunft gibt: “yellow + blue + red” (2000).
Im polnischen Pavillon hat Tarasewicz die drei Farben wieder separiert. Der Künstler hatte für Venedig zunächst eine Intervention im Stadtraum…