Harry Zellweger
Leon Golub
Kunstmuseum Luzern, 6.2.-22.3.198
Kunstverein Hamburg, 3.4.-17.5.1987
Nichts prädestinierte den Amerikaner Leon Golub zu dem Maler großformatiger Figuren, als den er sich nun mit einem Dutzend Leinwänden – alle über drei Meter hoch und vier bis fünf Meter lang – zur Zeit im Kunstmuseum Luzern vorstellt. 1922 in Chicago geboren, gehörte er, der mit seinen stets in gewalttätige Aktionen verwickelten Riesenfiguren in der amerikanischen – und europäischen – Malerei der achtziger Jahre einen entscheidenden und eigenwilligen Akzent setzt, eher in den Kontext der Popart, jener künstlerischen Bewegung also, die, in London ihre Initialzündung erhielt, aber von New York aus den Siegeszug um die Welt antrat und dem Optimismus und der Wachstumseuphorie der Wohlstandsgesellschaft in den sechziger Jahren einprägsamen bildlichen Ausdruck verlieh. Aber nichts von alledem ist in dem Werk Golubs – in seinem heutigen nicht und nicht in seinem früheren. Vielmehr befaßt es sich als das eines politisch engagierten Zeitgenossen, der an der Anti-Vietnam-Bewegung teilnahm und sich nun auch wieder in “Artist Call against U.S. Intervention in Central America” engagierte, mit den Schattenseiten des Lebens: Kriminalität, Brutalität, Gewalttätigkeit. Freilich nicht in dem Sinne, daß in einem plumpen Realismus Szenen von Mord und Totschlag, von Unterdrückung und Folterung, Mißhandlung und Schändung, wie sie tausendfach im Leben der amerikanischen Großstädte sich abspielen in einem plumpen, lediglich am Aktuellen und Einzelnen interessierten Realismus abgemalt wurden, sondern vielmehr dadurch, daß er sie übersteigert, ins Überzeitliche, Zeitlose, Ewige gehoben werden. Denn treten nicht Golubs “Mercenaries”, seine weißen und schwarzen “Squards” stets in den Posen…