Ursula Maria Probst
Lenin: Eisbrecher
Arktisches Ausstellungszentrum des Eisbrecher Lenin,
Murmansk, 16.9.2013 – 10.1.2014
Als Projekt der 5. Moskauer Biennale für zeitgenössische Kunst initiiert von Simon Mraz im Rahmen der österreichischen Kultursaison 2013/2014 findet die mit 23 russischen, französischen und österreichischen KünstlerInnen produzierte Ausstellung „Lenin: Eisbrecher“ an einem außergewöhnlichen Ort statt an dem sich bisher kaum Kunstpublikum tummelte. Murmansk ist eine nördlich des Polarkreises gelegene Hafenstadt auf der russischen Halbinsel Kola im Arktischen Ozean. Internationale Bekanntheit erlangte die Stadt vor allem durch ihren Atommüll, sie ist der Standort der Nordmeerflotte und weltweit die Region mit der höchsten Konzentration von Atomreaktoren. Viele von ihnen sind Altlasten der einst über 200 Atom-U-Boote umfassenden Sowjetmarine, deren Wracks auch heute noch tickende Zeitbomben sind. Das von Russland beschlagnahmte Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“ liegt ebenfalls in Murmansk vor Anker.
Die Realisierung des Projektes verläuft für die KünstlerInnen und KuratorInnen Stella Rollig und Simon Mraz nicht ohne Risiko und Komplikationen, doch die Ambitionen durch Kunst in die aktuelle Situation einzugreifen, nicht bloß stimulierend zu wirken, sind größer. Die Situation auf dem Eisbrecher Lenin unterscheidet sich völlig von einer White-Cube-Atmosphäre. Entsprechend gestaltet sich das Aufspüren der installativen Eingriffe von KünstlerInnen wie Tamara Suewa, Anna Titowa, Alexandra Sucharewa, Michael Strasser, Alexander Powsner, Alexander Lysow, Taisia Korotkowa, Wladimir Kondratew, Schanna Kadyrowa, Wladimir Kumaschow, Swetlana Gabowa, Judith Fegerl oder Cathérine Charreyre zu einer abenteuerlichen Entdeckungsreise.
Als inszenierter Schauplatz für aktuelle Kunst bietet der Eisbrecher Lenin in Auseinandersetzung mit gesellschafts- und ökologiepolitischen Themen brisante Voraussetzungen. Mit seinen 134 Metern Länge und 44.000 PS Motorleistung war er…