Martin Blättner
Leni Hoffmann – »Secam«
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München,
21.4. – 30.5.1999
Es ist kein Museum – das Schaufenster hat keinen Bildungsauftrag oder keine -absicht. Es will auch nicht bewahren und überliefern…”: vor knapp zehn Jahren wurde ein unscheinbares (und für die Presse-Medien nicht angekündigtes) Schaufenster in der Nürnberger Südstadt für Leni Hoffmann zu einem Fenster der Welt. Die farbigen Plastilin-Päckchen, die sie damals den irritierten Passanten als “Knete für alle” und im monatlichen Wechsel als vermeintliche Ware oder Hinterglas-Dekor präsentierte, erwiesen sich als ein gefragtes und gewissermaßen explosives Material im Diskurs um die Grenzen des “White Cube”, einer Kritik am Museum einer bürgerlichen Gesellschaft. Inzwischen hat die “anarchische” Knetmasse nach etlichen Interventionen im Alltagsleben auch in Kunstvereinen und Museen Einzug gehalten – die Wände der “weißen Zelle” wurden zumindest aufgerauht oder angekratzt, der selektierende Kunstbetrieb wird das zähe Material erst noch verdauen müssen. Doch so diesseitig und vergänglich es auch sein mag, für eine temporäre Installation taugt es allemal, selbst im hehren Musentempel. Um es vorwegzunehmen: das Lenbachhaus hat das realisierte “Secam”-Projekt ohne größere Identitäts-Krisen ausgehalten, zumal es übrigens nicht die Kernbereiche der sonstigen Wechsel-Ausstellungen betraf, sondern bewußt zwei Räume, die sich davon abgetrennt befinden: einmal den ehemaligen Lichthof des heutigen Museumscafés und zweitens den renovierten Ausstellungsraum der einstigen Remise, in der ursprünglich Kutschen und Wagen untergebracht waren. Die Inszenierung spielte sich sozusagen Rücken an Rücken auf beiden Seiten der Trennwand der aufeinanderfolgenden und mit Erinnerungswerten aufgeladenen (daher die Abkürzung “Secam”: séquentiel à mémoire) Räume ab, die ehemals eine…