Johannes Stahl
Leni Hoffmann
»riffraff«
Galerie Offermann Köln, 1.3. – 20.4.1991
Knete für alle! forderte 1989 eine noch recht unbekannte Stimme in der dichtgefügten kleinen Nürnberger Künstlerkolonie, die den Namen “Szene” weder will noch haben sollte und die hauptsächlich aus dem Umfeld der dortigen Akademie stammt. Der Hintergrund für die Forderung war neben der Unterstützung des Künstlerhauses in der Harsdörfferstr. 8 ein künstlerischer: Leni Hoffmanns bevorzugtes Material ist nämlich Knete.
Natürlich! wird man sagen, unbekannte Künstlerin findet ein besonders schräges neues Ausdrucksmittel und verschafft sich damit die Aufmerksamkeit des Publikums, das von der Austauschbarkeit des Kunstangebots gelangweilt wird! Und vielleicht ist das auch gar nicht ganz von der Hand zu weisen, weder als eine Aufgabe von Kunst noch als eine der Absichten von Leni Hoffmann. Denn öffentlichkeitswirksame Aktionen waren auch ein sechsmonatiges Schaufensterprojekt 1990 in Nürnberg, ein Eingriff in die Außenfenster des Bayreuther Kunstvereins oder eine Knetinstallation der “Cité des Arts”-Stipendiatin in einer Pariser Bar. Der aufwendig mit Mitteln der Bayerischen Staatsregierung und des Bayreuther Kunstvereins hergestellte Katalog belegt diese Komponente ihrer Arbeit.
Mit der Verwendung des Materials Knete verhält es sich aber überraschenderweise sehr anders. Die Plastikerin setzt es sparsam und unaufdringlich ein – kein Hauch von Knetmodellen, die zur Kinderstunde Trickfilme bereichern, die der Polizei bei der raschen – al vivo – Erstellung eines Verbrecherbildes helfen, oder dem Brettspiel “Barbarossa”, wo aus Knetmasse Begriffe geformt und geraten werden müssen, “Nicht zu leicht, und nicht zu schwer”, wie es die Spielregel verlangt.
Entgegen solchen Vorgaben des Materials, die figürliches Formen herauszufordern scheinen, geht Leni Hoffmann…