Berlin
Leila Hekmat
Female Remedy
Haus am Waldsee 15.09.2022 – 08.01.2023
von Peter Funken
Nun, wo im Privaten so gut wie alles erlaubt scheint, schockiert fast nichts mehr, und so ist Leila Hekmats Ausstellung im Haus am Waldsee vor allem eine unterhaltsame, knallbunte Inszenierung zum Thema (w)leiblicher Lust und lesbischer Liebe und keineswegs Provokation oder gar Affront gegen bürgerliche Sitten und Moralvorstellungen; auch Leid und alle möglichen fetischistischen Spiele und Abarten gehören zum Inventar der groß angelegten Installation Female Remedy. Auf zwei Etagen des Gebäudes wird bildreich zelebriert, was nachts längst im Abendprogramm privater TV-Sender und immerzu im Netz zu sehen ist – pornografisch bunter Spaß am Rollenspiel, vielleicht auch Identitätssuche, mithin eine Freiheit, die nicht mehr erkämpft werden muss, denn sie existiert bereits via Konsum und kirchenfreier Moral. Auch hier gibt es Grenzen, davon handelt der Hinweis, dass die Ausstellung Nacktheit und explizite sexuelle Sprache enthält, der Besuch von Minderjährigen solle deshalb nach elterlichem Ermessen erfolgen.
Im Gästebesuch wird Hekmats Inszenierung bejubelt, zugleich als altbacken geschmäht – die Ausstellung polarisiert, ein gutes Zeichen! Zu sehen und zu hören gibt es vieles, die Inszenierung von Female Remedy zeigt kein Müttergenesungswerk, sondern eine Klinik der Sinneslüste und -qualen mit etlichen Betten, Behandlungs- und Op-Räumen sowie einer Kapelle. Alles für Frauen, Männer kommen im schrillen Klinikambiente nicht vor. Anders als in den oft spießigen Sex-und-Fetisch-Subkulturen entgleist der erotische Hedonismus bei Hekmat ins grotesk Böse und Gruselige, doch gibt es auch Raum für Ironie und einen bitteren Humor, der im OP-Raum darin gipfelt, dass auf dem roten,…