Christoph Schenker
Leiko lkemura
Galerie Pablo Stähli, Zürich 6.1. -8.2. 1987
Die Malerei beispielsweise eines Rainer Petting hat inzwischen den denkbar bedenklichsten Stand erreicht und erscheint um so lächerlicher, als sie sich gelehrt stellt, indessen jeglicher Meisterschaft, zu der eben auch Forschungsgeist gehört, entbehrt. Die Kehrseite davon ist, daß Künstler alle Kraft darauf verwenden und sich alle möglichen Tricks einfallen lassen, um im Markt attraktiv zu bleiben: Walther Dahn zum Beispiel hält sich in Form, indem er Gemeinschaftsbilder neuerdings mit dem jungem Dieter Fuchs produziert – womit gleich beiden geholfen sein will. Leiko Ikemuras Ausstellungen der letzten Jahre jedoch waren immer wieder echt gute Überraschungen, da Inhalt, Farbintensität und Malerei ihrer Bilder in irritierenden Entwicklungen sich stets zu verändern vermochten und zu neuen Erlebnissen verhalfen.
Da Ikemura die Malerei nicht als Medium zur rhetorisch versierten Illustration von Gewußtem und Erreichtem begreift, sondern den malerischen Zugriff als erkenntnisgenerierendes Ereignis der Bilderzeugung praktiziert, erweist sie sich in ihrer Entfaltung als von großer Verbindlichkeit. Ein anderer Grund dieser Wandlungen ist die in der japanischen Ästhetik gründende Auflösung des Ich als Identität und absoluter Bezugspunkt von Welt, zugunsten eines unbestimmten Seins zwischen Subjekt und Objekt. Die letzten neun Bilder, welche sie kürzlich bei Pablo Stähli gezeigt hat, sind unheimlich interessante, vielschichtige, dichte Malerei, in welcher sich stets neue Bilder entdecken lassen, und die trotz ihrer Undurchdringlichkeit – und zuweilen gar wegen ihr – einen faszinierenden Reichtum, eine bestrickende Beweglichkeit und Subtilität besitzt. Es ist eine Malerei, die sich dialektisch zwischen Farbfeldmalerei und einer zeichnerischen Malerei aufbaut, ohne…