Johannes Meinhardt
Leiko Ikemura
»Gemälde, Zeichnungen 1980-1987«
Ulmer Museum, 10.6.-16.7.1989
Leiko Ikemura, geboren 1951 in Japan, kam 1972 nach Europa. Sie studierte in Spanien (Granada, Sevilla), lebte dann 1979-1983 in Zürich und wohnt seit 1984 in Köln. Die Ausstellung umfasst über 200 Zeichnungen (in Ulm wird eine grosse Auswahl davon gezeigt), von 1980 (dem Jahr ihrer ersten Ausstellungen) bis 1987, überwiegend aus dem Bestand des Basler Kupferstichkabinetts (Dieter Koepplin); einzelne Blätter stammen auch aus Galerien und anderen Museen. Dazu kommen ergänzend elf Gemälde von 1980 bis 1987, bis 1985 in Acryl auf Leinwand gemalt, ab 1986 in Öl auf Leinwand, aus Privatbesitz.
Besonders die frühen Zeichnungen Leiko Ikemuras zeigen eine nur sehr selten zu findende Unbefangenheit im Umgang mit dem Material – dem Format und der Fläche des Papieres, dem Bleistift oder der Kohle, teilweise treten noch Tusche, Kugelschreiber oder Kreiden hinzu – und den vielfach gehäuften und geschichteten Konventionen der Blattorganisation, des Blattraumes, der Komposition und der `Inszenierung’, des gestischen und des affektiven Strichs. Diesen frühen Zeichnungen gelingt es, ohne naiv, unreflektiert oder obsessionell zu sein, eine von vornherein eigene, nicht an kunstgeschichtlichen Vorbildern orientierte und ziemlich änigmatische Bildersprache zu entfalten, die sich zwar an eine Reihe grosser und traditioneller Themen hält, diese aber auf ganz spezifische Weise bearbeitet. Eindeutig spielt dabei die Verschränkung, aber nicht Verschmelzung japanischer und europäischer Darstellungs- und Wahrnehmungstraditionen eine wichtige Rolle: doch Leiko Ikemura zitiert nicht, konfrontiert nicht eklektisch, sondern schafft mit solch heterogenem Material immanente Spannungen der Sujetorganisation und Ausdrucksqualitäten der Zeichnungen.
Das beginnt mit ihrem Strich: ein…