Christian Huther
Lee Ufan
Bilder und Skulpturen
Städel, Frankfurt/Main, 5.6. – 2.8.1998
Seine Kunst ist einfach und doch kompliziert: “Indem ich das Auswählen der Materialien für meine Werke, das Komponieren und Herstellen bei einem Minimum belasse, beschränke ich mein Ego aufs nachdrücklichste; indem ich rohe Materialien in ihrem Zustand verwende und die umgebenden Räume mit einbeziehe, entsteht Komplexität. Schließlich möchte ich durch die Begrenzung des Ego auf ein Minimum den Bezug zur Welt auf ein Maximum steigern.” Lee Ufan geht es um vielerlei philosophische Gedanken, vor allem aber um die Leere, die als Brücke zur Unendlichkeit funktioniert. Entscheidend ist dabei das richtige Verhältnis der Werke zueinander und ihre Plazierung untereinander. Folglich nennt Ufan alle Bilder “Korrespondenzen” und alle Skulpturen “Relatum” (nur unvollkommen übersetzbar als “In-Bezug-Gesetztes”). Der 1936 in Korea geborene, aber seit langem in Japan und seit kurzem auch in Frankreich lebende Künstler präsentierte in der Ausstellungshalle und im Garten des Frankfurter Städels 16 Bilder und neun Skulpturen neueren Datums.
Ähnlich wie Niele Toroni oder Daniel Buren setzt er nur wenige kurze und breite Pinselstriche in dunklem Grau auf die große, weiß grundierte Leinwand. Ufan spielt mit der Spannung zwischen Vertikale und Horizontale, verleiht einem vertikalen Bild Gewicht durch horizontale Pinselzüge. Mal führt der Duktus aus dem Bild heraus, mal lenkt er die Blicke innerhalb des Bildes hin und her. Rhythmisch sind die Striche – höchstens vier – auf der Leinwand verteilt; es entsteht ein Widerstreit zwischen bemalter und unbemalter Fläche. Die leere Fläche, typisch für die klassische ostasiatische Tuschmalerei, wird zum Zeichen…