Gabriele Rivet
Lee Ufan
»With Winds«
Galerie m. Haus Weitmar, 23.4. – 21.6.1989
Seit Mitte der siebziger Jahre etwa sind die Arbeiten Lee Ufans in Europa bekannt. Es sind Leinwandarbeiten, aber auch Skulpturen, in denen sich der in Kamakura bei Tokio lebende koreanische Künstler mit unterschiedlichen Materialzuständen und deren wechselwirkenden Beziehungen auseinandersetzt. In der Skulptur sind es Außenarbeiten mit roh gebrochenen Eisenplatten, deren steter Korrosionsprozeß Bestandteil der Arbeit bleibt, in der Malerei punktuelle und lineare “Schriften”, mit langen Pinseln monochrom auf die Leinwand gemalt. Dabei benutzt Lee Ufan die in der koreanischen Kalligraphie und Tuschemalerei üblichen Farbtöne blau und rot, auch deren Technik, bei der der zunächst satt getränkte Pinsel so lange geführt wird, bis er trocken ist: Die Farbtöne werden immer schwächer, bis sie zum Schluß ganz verblassen. Im Gegensatz zur Kalligraphie und Tuschemelerei verwendet Lee Ufan allerdings selbsthergestellte Farben aus meist körnigen Pigmenten und Leim. Das Material dieser Farben und die systematische Wiederholung einer eingeschränkten, höchst konzentrierten Geste bildeten die Grundlage für die bekannten Arbeiten aus den Serien “From Point” und “From Line”.
Lee Ufan bezeichnete damals in seinen Notizen den Punkt als Ausgangspunkt und Ende allen Malens. “Alles beginnt mit einem Punkt und kehrt zum Punkt zurück”, oder: “Um aus der Leinwand ein offene, visuelles Feld zu machen, genügt es beispielsweise, dort alle seine Kräfte zu sammeln und einen kristallklaren Punkt zu setzen”, sind Zitate des studierten Philosophen und anerkannten Verfassers zahlreicher kunstästhetischer Schriften. Als “eine Fortsetzung von Punkten” stand dabei auch ständig die Linie im Vordergrund seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Immer…