Susanne Boecker
Lee Friedlander
»Jazz People from New Orleans«
E. J. Bellocq
»Photographs from Storyville«
Galerie Thomas Zander, Köln, 21.5. – 25.8.2005
Galerie Thomas Zander, Köln, 21.5. – 25.8.2005
Der Fotograf E. J. Bellocq (1873-1949) gehört zu den geheimnisvollen Figuren in der Geschichte des Mediums. Ein nahezu Unbekannter, dessen Portraits von Prostituierten jedoch 1970, nach einer Präsentation im New Yorker Muserum of Modern Art, für immer in den Olymp der “Geschichte der Fotografie” aufgenommen worden sind. Dass es so weit kommen konnte, verdankt Bellocq dem Engagement des Fotografen Lee Friedlander (geb. 1934). Während einer seiner Reisen nach New Orleans, stieß Friedlander Ende der 1950er Jahre auf die Plattennegative von Bellocq aus dem Jahr 1912. Begeistert von den Bildern, erwarb er das 89 Negative umfassende Konvolut. Mit einer Technik, die der Entstehungszeit der Fotografien entsprach, fertigte er eigene Abzüge der Aufnahmen an, die 1970 im Museum of Modern Art ausgestellt wurden. Die Schau war ein sensationeller Erfolg. Die Arbeiten des bis dato unbekannten Fotografen wurden zu einer der spektakulärsten Wiederentdeckungen der Fotografiegeschichte, das Katalogbuch “Storyville-Porträts” ein Klassiker der Fotoliteratur (der Kölner DuMont-Verlag brachte 1978 eine deutsche Fassung heraus), und Louis Malle ließ sich von den Bildern zu seinem 1977 gedrehten, kontroversen Hurenhausdrama “Pretty Baby” inspirieren. Die Galerie Thomas Zander zeigte jetzt Bellocq und Friedlander in einer pointierten Zusammenschau, die man plakativ mit “Weiße Mädchen und schwarze Musik” überschreiben könnte. Die Bilder entführten den Betrachter auf zwei fotografische Reisen in die Vergangenheit von New Orleans: um 1910 mit Bellocq in den berühmten Rotlichtbezirk, rund fünfzig Jahre später mit Lee Friedlander zur lebendigen, schwarzen…