Susanne Boecker
Lee Friedlander
Galerie Thomas Zander, Köln, 18.5. – 20.7.2001
Lee Friedlander ist der große Stoiker unter den Fotografen: intelligent, unaufgeregt, abgeklärt, aufmerksam, selbstironisch, aufgeschlossen, unprätentiös, analytisch. Unbestritten einer der wichtigsten Fotografen der amerikanischen Nachkriegszeit, dessen Schaffen sich griffigen Etiketten immer wieder entzieht. Das “Label Friedlander”? Seine Originalität, sein Witz, seine unnachahmliche Art, die Fotografie immer wieder neu zu erfinden – ohne dabei je vom klassischen Schwarz-Weiß abzulassen oder sich in spektakuläre Experimente zu verstricken. Sein höchst individuelles Lebenswerk hat inzwischen bereits Eingang in die amerikanische “Hall of Fame” der Fotografie gefunden: ins New Yorker Museum of Modern Art. Beim Ankauf im vergangenen Herbst bedachte das Museum den Fotografen mit einem beachtlichen Vertrauensvorschuss, denn unter den 1000 erworbenen Abzügen befanden sich auch solche, die erst in den kommenden fünf Jahren entstehen werden. Doch am MoMA ist man sich sicher: der Name Friedlander garantiert museale Qualität. Von einer solchen war auch die Schau in der Kölner Galerie Thomas Zander mit rund 50 Werken aus den 60er bis 90er Jahren – frühe “Straßenfotografien”, Selbstportraits aus verschiedenen Phasen, Landschaftsaufnahmen und Blumenstillleben. Allesamt präsent als vom Meister selber angefertigte Prints in höchster Perfektion.
Der 1934 geborene Friedlander gehört zu jener Generation amerikanischer Fotografen, deren Karriere die klassischen Magazine nur noch relativ kurzzeitig streifte und die bald schon ganz auf Kunst-Kurs gingen. Unabhängig vom Medienmarkt verfolgten sie eigene Projekte, die von vornherein auf die museale Präsentation oder Buchpublikationen hin angelegt waren. Die finanzielle Basis für diese freien Arbeiten waren fast immer Stipendien (denen sich zum Beispiel auch…