LEBENSKUNST – KUNST LEBEN
HERAUSGEGEBEN VON PAOLO BIANCHI
Die Ästhetik des Lebens als Kunstwerk ist Form und Technik, zugleich aber auch ein Akt der von Leben und Kunst um einer neuen, produktiven Zuwendung willen. Das Leben als Elchtest? Lebenskunstwerke (abgekürzt LKW) sind lustvolle, innovative Interaktionen von Leben/Erleben, Kunst/Kultur und Werk/Arbeit. LKWs sind reale und nicht nur simulierte freie Assoziationen freier Individuen, was eine Steigerung der Lebensintensität verspricht. Der erste Teil der KUNSTFORUM-Dokumentation zeigte: Das LKW ist ein Korrektiv zur Überwindung, nicht zur Zerschlagung, des Gesamtkunstwerks. Die ästhetische Gastarbeit am LKW ist eine Suche nach Sinn, den es selbst produziert. LKWs geht es nicht um Selbstverwirklichung, sondern um Selbstversuche. Als System aktiver Setzungen werden im LKW neue Verfahrensweisen für Lebensformen erprobt. LKWs sind Revolutionen mit kleinem r. LKWs sind Anti-Kunst, aber als Kunst. Der aktuelle Band “Lebenskunst als Real Life” spricht zarten statt zornigen Klartext. Wenn Gelb in Blau fliesst, entsteht Grün. Wenn die Kunst im Leben auftaucht, kommt es zur Lebenskunst. Die Suche nach der Lebenskunst erweist sich als Abstieg zu den Ursprüngen, zum eigenen Anarchismus der Künstler/Philosoph im rhythmischen Fliessen der Avantgarde-Generationen. Lebenskunst meint: Der Mensch ist kein verkrüppelter Existierender, der Kunstwerke hervorbringt, sondern er selbst ist ein frei existierendes Kunstwerk. Die Lebenskunst besitzt keine Kunstrichtung, sie ist Kunst. Eine Kunst, die das Leben erfasst und durchzieht, so dass eine neue Kultur entsteht eine Lebensart. Die Lebenskunst als Technologie des Selbst, als ethische und ästhetische Kultur schafft neue Realitäten.