MATTHIAS REICHELT
Leben, Wohnen, Arbeiten
Eine künstlerische Reflexion über Leben, Wohnen, Arbeit und Tod
GEHAG-Forum, Berlin, 26.2. – 24.4.2003 (verlängert bis 20. Mai)
Jede halbwegs taugliche Public-Relation-Abteilung einer Firma nutzt die Kunst für eine Imageverbesserung und zur Camouflage der eigentlichen Interessen, deren Durchsetzung sich allein im Börsenstand und in der Bilanz auf die Frage nach Gewinn und Verlust zeigt.
Sich in Geschäftsräumen zu After-Work-Parties vor Kunst zu treffen und bei der angeblich uneigennützigen Kunstpräsentation von Firmenphilosophie und -ethik zu schwadronieren und als deckungsgleich mit dem Menschheitsinteresse auszugeben, befreit Firmen z.B. vom Geruch, mit einer hire-and-fire-Politik nur der eigenen Profitmaximierung zu frönen.
Im Fall der GEHAG ist das anders. 1924 wurde die GEHAG als “Gemeinnützige Heimstätten-Spar- und Bau-Aktiengesellschaft” vom “Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund” (ADGB) gegründet. Ihr beratender Architekt Bruno Taut hat zahlreiche Spuren im modernen Siedlungsbau Berlins hinterlassen wie z.B. die Hufeisensiedlung in Britz, deren Form zum Signet der GEHAG geworden ist. 1926 schrieb der damalige Direktor der GEHAG, R. Linneke in einem Resümee der ersten zwei Jahre in der “Wohnungswirtschaft” Nr. 3: “Wir arbeiten mit diesen konsequenten modernen Architekten, weil wir eine Bewegung von morgen, eine vorwärtsstrebende Bewegung sind und deshalb nicht eine Architektur von gestern bauen können.” Nach den 12 Jahren des Faschismus, dessen Wohnbaupolitik die GEHAG ebenso unterstützte wie vordem die sozialdemokratische der Weimarer Republik, besann sich die GEHAG wieder auf ihre Wurzeln.
In den 90er Jahren veräußerte der Senat des damals bereits hoch verschuldeten Berlins seine Mehrheitsbeteiligung an die WCM, die auf die im 18. Jahrhundert gegründete “Württembergische Cattunmanufactur” zurückgeht und heute an…