ANNELIE POHLEN
Leben, Liebe und Tod – Das Werk von James Lee Byars
Schirn Kunsthalle, Frankfurt 13.5. – 18.7.2004
Im Alter von 66 Jahren stirbt James Lee Byars 1998 in Kairo. Die erste große Ausstellung des charismatischen Grenzgängers zwischen Konzeptkunst, Minimalismus und Fluxus richtet 1999 die Kestnergesellschaft in Hannover ein, dabei den Versuch wagend, einem Werkes gerecht zu werden, das mehr noch als das von Joseph Beuys mit dem inszenierten Auftritt des Künstlers selbst verknüpft ist. Wenn Klaus Ottmann als Gastkurator diesem Versuch nun in der Schirn Kunsthalle mit nahezu 50 Werken, darunter einige bislang noch nie öffentlich gezeigte Stücke, die erste kritische Retrospektive aus kunsthistorischem Blickwinkel entgegensetzt, erscheint dies zunächst löblich. In der über einige Strecken wenig inspirierten Aufreihung von Einzelwerken, bisweilen gar auf riesigen Podesten, worauf James Lee Byars sie schwerlich je hätte auftreten lassen, stellt sich allerdings die Frage, ob die Kunsthistorie das taugliche Instrumentarium für ein Werk bereit hält, das sich wissenschaftlicher Objektivierung derart entzieht.
Der von Kunsthistorikern geliebten chronologischen Ordnung steht in der Schirn an manchen Stellen erfreulicherweise die Architektur im Wege. Das kommt vor allem zwei Hauptwerken zu gute, die die Aura des Werkes zwischen barocker Fülle und konzentrierter Leere, zwischen mystisch aufgeladenen ,Bildern’ für die unablässige Suche nach dem Wesen von Leben, Liebe und Tod – so der Ausstellungstitel – und einer im Minimalen gespeicherten Vorstellung von elementarer Essenz unbehelligt zur Anschauung bringen. Den Anfang macht The Golden Tower im Außenraum. In der Rotunde zwischen Cafe und Kunsthalleneingang ragt die Rekonstruktion des 2 1/2 Meter Durchmesser…