Fabian Stech
Leben ist Leben und Kunst ist Kunst
« La rue assourdissante autour de moi hurlait »
Ein Gespräch mit Ugo Rondinone
Als Künstler ist Ugo Roninone ein Dandy. Wie der Dandy hat er einen besonderen Bezug zur Zeit, der in allen seinen Werken und Ausstellungen zum Ausdruck kommt. Es verhält sich mit seiner Kunst ähnlich wie mit der Poesie Baudelaires. In ihrem Sträuben gegen die Industrialisierung bildet Baudelaires Poesie sie ab. Gleichzeitig sind seine Gedichte ein Kommentar, der durch die Industrialisierung veränderten Wahrnehmungsbedingungen an die sie angepasst sind. Ugo Rondinones Kunst hat zur Beschleunigung der postindustriellen Gesellschaft dieselbe Beziehung. Er hebt ihre Wahrnehmungsbedingungen auf, um sie in sein eigenes Universum zu integrieren. Das Gespräch mit ihm fand anlässlich seiner Ausstellung in der Galerie Almine Rech im Sommer 2006 vor dem Palais de Tokyo statt, wo er dieses Jahr im September eine große Ausstellung kuratieren wird.
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Fabian Stech: Die Ausstellung in der Galerie Almine Rech trägt den Titel: “On Butterfly wings”. Können Sie mir beschreiben, was Sie ausgestellt haben?
Ugo Rondinone: Ausgestellt werden zwei neue Werkgruppen: Malerei und Skulptur. Bei beiden Werkgruppen habe ich darauf geachtet, dass sie ökonomisch gestaltet sind, also mit wenigen Zeichen und Material die Skulptur oder die Malerei ermöglichen. Die Malerei zeigt verschiedene Fenstermotive. Die Skulpturen zeigen abstrakte Modulierungsformen. Die Fensterbilder habe ich in Wien vor anderthalb Jahren bei einem dreimonatigen Artist in Resident Programm im Augarten begonnen. Ich habe ja in Wien gelebt und die Akademie besucht, dazwischen war ich zehn Jahre nicht mehr in dort,…