Argentinien
Leandro Erlich, Graciela Sacco
Kommissar: Teresa de Anchorena
Kurator: Irma Arestizábal
Der Fondaco dei Tedeschi war einmal ein wichtiges Handelszentrum. Die deutschen Kaufleute hatten hier, in direkter Nachbarschaft zur Rialto-Brücke, eine Niederlassung mit Wohnungen, Kontor und Warenspeicher – alles unter strenger venezianischer Kontrolle und mit der Verpflichtung, bei jedem Geschäftsabschluss einen Makler hinzuziehen. Dieses Amt wurde vom Senat der Serenissima gerne als Entgelt oder Belohnung für geleistete Dienste vergeben. Einer der Nutznießer war Tizian; er erhielt eine solche ‘Senseria’ zum Ausgleich für seine Dienste im Dogenpalast, wo er nicht nur den Zustand der dekorativen Malerei zu kontrollieren, sondern auch die offiziellen Porträts und das Votivbild jedes neugewählten Dogen anzufertigen hatte 1.
Seit 130 Jahren ist das heute stark veränderte Gebäude Sitz der Hauptpost. Da bei den Poste Italiane, ähnlich wie bei deren deutschem Pendant, die Zeichen auf ‘Verschlankung’ sprich: Verknappung des Dienstleistungsangebots stehen, sind die Jahre vorbei, da der große überdachte Innenhof zu “allen Tageszeiten von einer geschäftigen, eiligen, drängenden Menschenmenge gefüllt” 2 war. Ein paar Schalter sind noch geöffnet, an einer Seite finden sich einige Briefkästen für nationale (rot) und internationale Post (blau). Das öde (und damit schon wieder wohltuende) Ambiente passt freilich nicht so recht zum selbsterkorenen, auf Plakaten und in Prospekten propagierten Image vom dynamischen und zukunftsheischenden Unternehmen. Und so haben denn auch die Poste Italiene den in Politikerreden oft beschworenen ‘weichen Standortfaktor’ Kunst entdeckt und haben sich, wie ihr Präsident, Enzo Cardi, betont, dankbar3 an der Biennale beteiligt, indem sie das Gebäude für den argentinischen Beitrag – Arbeiten von…