Franz Liebl
Leadership Hacking: Künstlerische Strategien im Managementkontext betrachtet
Zur Positionierung der Denkfigur „Cultural Hacking“
Die Darstellungen zum Wechselverhältnis von Kunst und Wirtschaft präsentieren sich ebenso vielfältig wie diffus. Besonders kurios werden die Argumentationen, wenn es darum geht, die Wirkung von Kunst in Unternehmen zu benennen. Einerseits wird etwa behauptet, dass Kunst das Betriebsklima nachhaltig verbessere. Wo dies nicht der Fall ist und Kunst die Stimmung der Mitarbeiter nicht spürbar zu heben vermag, spricht man dann reflexartig davon, dass Kunst zu (produktiven) Irritationen geführt habe.
Daher lässt sich mit Recht eine Neuorientierung des Problemzugangs fordern. Die primäre Motivation, die uns vor diesem Hintergrund zur Denkfigur des „Cultural Hacking“ (Düllo/Liebl 2005) geführt hat, war im Rekurs auf Boris Groys und Michel de Certeau die Frage nach der Innovation sowie den damit verbundenen Praktiken und Strategien. Hier interessieren insbesondere Positionen, welche etablierte Konfliktlinien bzw. Oppositionen ignorieren und mit komplexeren Zugriffen operieren – vorzufinden etwa bei Chicks on Speed, Dunne + Raby oder Human Beans. Sie alle lassen ein bestimmtes Grundmuster erkennen: Zweifellos kritisch in der Diagnose herrschender Bedingungen, sind sie dennoch bereit, mit Unternehmen zu kooperieren, in den Mitteln subversiv und spielerisch, teils parasitär und viral vorgehend. Im Unterschied zum so genannten „Culture Jamming“ geht es nicht darum, lediglich Kritik zu formulieren, Widerstand zu leisten oder den Gegner bloßzustellen, sondern um die Schaffung einer Innovation. Die Rolle von Subversion wandelt sich also vom Ziel zum Mittel – genauer gesagt: einem (präferierten) Mittel – zur Realisierung notwendiger Innovationen.
Eine notorische Verkürzung der Denkfigur „Cultural Hacking“ besteht darin,…