Stefan Römer
Le Shuttle
»Tunnelrealitäten Paris London Berlin«
Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 23.10. – 27.11.1994
Der Brückenschlag zu den Metropolen Paris und London, der durch die Ausstellung »Le Shuttle« vom Berliner Künstlerhaus Bethanien konstruiert werden soll, ist längst überfällig. Zwar wirken solche Versuche, die speziell im Fall des früher im Subventionssumpf brachliegenden Berlin einer Selbsterhöhung gleichkommen, immer etwas gewollt. Aber diese Unternehmung erhält durch ihre künstlerischen Beispiele sowie ihren Ort eine Eigenwertigkeit, die glücklicherweise nicht durch die leidige Kunstmetropolendiskussion motiviert ist. Die Kuratoren Michael Haerter und Christoph Tannert knüpfen mit ihrer Ausstellungsintention, nicht nur die bekanntesten Künstler oder sogenannte repräsentative Kunst zu fördern, an das an, was das Künstlerhaus Bethanien seit 20 Jahren auszeichnet: Durch dessen Stipendiatenstudios ging nicht nur eine große Anzahl interessanter Künstler, es wurden auch immer wieder sehr wichtige Ausstellungsprojekte realisiert.
Einen ganzen Raum beansprucht die Installation »Products of Chohreh Feyzdjou«. Wie ein inventarisiertes Archiv des künstlerischen Produktionswahns und seiner Beliebigkeit stapeln sich Feyzdjous rußgeschwärzte Gegenstände, von umwickelten Stöckchen bis zu schweren gerollten Tüchern. Die Funktionen dieser Objekte, der in Paris lebenden Künstlerin, bleiben selbst dann offen, wenn man ihnen in anderem Kontext in vereinzelter Form wiederbegegnet (wie gerade auf der Kölner Kunstmesse geschehen).
Viel konkreter inszeniert die in London lebende Mitra Tabrizian ihre Fotoserie »The Blues«. Wie Denkblasen von Personen lassen die Texte die im Grunde statischen Fotos von Raumsituationen zu Handlungsfolgen werden; sie scheinen filmischen Einstellungen entnommen zu sein: »See my blood is the same colour as yours«, steht in blutroter Handschrift auf einem Badezimmerspiegel. Ein Subtext neben einer männlichen…