Ursula Merkel
Le Corbusier – Synthèse des Arts
Aspekte des Spätwerks 1945-1965
Badischer Kunstverein Karlsruhe 23.3.-18.5.1986
Der Rezeption der 50er Jahre sind bislang keine Zeichen der Erschöpfung anzumerken. Was zunächst mit Modelaunen und Design-Anleihen begann, liefert mittlerweile den Rahmen für ausgewachsene Kulturprogramme. So etwa in Karlsruhe, wo die diesjährigen »Europäischen Kulturtage« unter dem zugkräftigen Motto »Die fünfziger Jahre« stehen und versuchen, dem künstlerischen Profil dieses Jahrzehnts der allgemeinen Neuorientierung auf die Spur zu kommen.
Der Beitrag des Badischen Kunstvereins hierzu ist eine in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Ausstellung, die sich zur Aufgabe gesetzt hat, das vielschichtige Spätwerk Le Corbusiers zu dokumentieren bzw. zu inszenieren. Dabei handelt es sich um die erste zusammenfassende Schau, die Bauwerke und Projekte, Malerei und Skulptur, Programme und Theorien der letzten zwei Arbeitsjahrzehnte des französisch-schweizerischen Architekten, Städteplaners und Autors vorstellt. »Synthèse des Arts« – also die Überlagerung und Verschmelzung der Künste miteinander – ist das Schlagwort, unter dem die gleichermaßen kompromißlosen wie auch poetischen Ideen und Produktionen des Altmeisters der Moderne subsumiert werden. Rund ein Dutzend geschickt ausgewählter Werke und Projekte belegen exemplarisch und anhand einer Fülle von Plänen, Skizzen, Fotografien, Bildern, Skulpturen, Modellen und Rekonstruktionen diesen dominanten Wesenszug im Spätwerk des 1965 verstorbenen Architekten, zu dem sich ein zweiter Schwerpunkt hinzugesellt: Le Corbusiers neuartige und radikale Konzeptionen des Massenwohnungsbaus und der Städteplanung (St. Die und La Rochelle-Pallice), die auch heute noch heftig umstritten sind.
Der Ausstellung gleichsam als Leitstern vorangestellt ist das »Poème de l’Anlge Droit«. Charles Edouard Jeanneret, wie Le Corbusiers bürgerlicher Name lautet, verfaßte und illustrierte es in…