Jürgen Raap
Lawrence Weiner
»Unter der Sonne«
Buchmann Galerie, Köln, 12.3. – 10.4.1999
Daß eine künstlerische Arbeit lediglich aus Handlungsanweisungen bestehen kann, hatten die Happening- und Fluxuskünstler schon in den sechziger Jahren manifestiert. Bei Lawrence Weiner (Jahrgang 1942) sind solche Anweisungen jedoch nicht als Partitur angelegt. Er hat als Mitbegründer der Concept Art jener Jahre deren Strategien zur Auflösung des traditionellen Werkbegriffs bis heute konsequent weiterentwickelt. In der Kölner Buchmann Galerie zeigte er unter dem Gesamttitel “Unter der Sonne” drei Arbeiten, die jeweils aus umrahmten Texten mit großen Lettern auf der Wand bestehen: “Schräg zum Licht gestellt”, “Auf beide Seiten des Lichts gestellt” und “Direkt unter das Licht gestellt” konnte der Galeriebesucher auf deutsch und englisch lesen.
Diese Text-Arbeiten wurden speziell für die konkrete Raum- und Lichtsituation der Galerie so entwickelt. Sie konkretisieren wie viele andere Arbeiten Lawrence Weiners “Absichtserklärung” von 1969, nach welcher der Künstler das Werk selber ausführen oder dies einer dritten Person überlassen kann, und nach der auch auf die Realisierung völlig verzichtet werden kann. So traf man auf eine fertige Ausstellung, die es jedoch gleichzeitig zumindest rein theoretisch – dem Galeristen erlaubt hätte, gemäß den auf den Wänden notierten Vorgaben das Projekt noch zu komplettieren. Beides steht nicht in Widerspruch zueinander. Der Komplexität und Dialektik dieses gedanklichen Konzepts entsprach die Tatsache, daß die rote und blaue Signalhaftigkeit der Lettern einerseits eine starke optische Prägnanz hervorrief, und dennoch andererseits der Raum an Objekten im Sinne eines überlieferten Werkbegriffs völlig leer blieb.
Jegliche Referenz auf ein handelndes Subjekt und ein Objekt hatte…