Stephan Schmidt-Wulffen
Lawrence Carroll
Ryszard Varisella, 16.9.-14.10.1989
Wake” ist ein Leinwand-überzogener großer Kasten, der niedrig an der Wand hängt. Um die einzelnen Seiten des Objekts betrachten zu können, muß ich mich um den richtigen Blickpunkt bemühen: Schon die mir zugewandte Frontseite zwingt mich, habe ich sie erst einmal als Malerei akzeptiert, in die Knie. Ich kreise um das Objekt, um die beiden Seiten wahrzunehmen, und recke mich, damit ich zur Oberseite den nötigen Abstand gewinne. Um die Unterseite einzusehen, sollte ich mich auf den Boden legen. Ich behelfe mich mit einem Tastversuch. Die Rückseite, mit der der Kasten an der Wand hängt, bleibt völlig meinen Spekulationen überlassen, ohne daß ich je Einblick nehmen kann. Das Absolvieren solcher Bewegungsprogramme ist bezeichnend für die Arbeit eines jungen Amerikaners, den Ryszard Varisella zum ersten Mal in Europa zeigt. Lawrence Carroll hat sieben seiner fragil anmutenden Objekte mitgebracht – frische Ware des Australiers, der in Amerika ausgebildet wurde und in New York lebt. Sein Erfolg in den USA ist jung. Zwar hat er schon 1987 an einer Gruppenausstellung der Stux-Gallery teilgenommen, doch scheint erst die Einzelausstellung dort im letzten Jahr die rechte Aufmerksamkeit geschaffen zu haben. Die europäische Bühne betritt Carroll mit hochkarätiger Empfehlung. Harald Szeemann lud ihn zum “Einleuchten” nach Hamburg.
Die Patina des Handgemachten, Abgenutzten scheint sich in den USA immer mehr als dritter Weg zwischen Massenmedialem und Alltäglichem anzubieten. Verglichen mit Koons oder Bickerton scheinen die Werke des 35jährigen jedenfalls gut zur alten Welt zu passen. Sie signalisieren den Anspruch auf Individualität, auf Gestaltung…