Johannes Meinhardt
Lawrence Carroll
Galerie der Stadt Stuttgart, 12.9. – 1. 11.1998
Lawrence Carroll, geboren 1954 in Melbourne, Australien; zog 1976 nach Kalifornien; er lebt und arbeitet in Los Angeles. In Deutschland wurde er vor allem bekannt durch seine Teilnahme an der Ausstellung ‘Einleuchten’, die Harald Szeemann 1989 in den Deichtorhallen Hamburg inszeniert hatte, und durch seine Teilnahme an der documenta IX, 1992.
Lawrence Carroll hat in der Städtischen Galerie Stuttgart etwa 50 Arbeiten aus den letzten zehn Jahren in sechs Räumen inszeniert. Die Arbeiten wurden also nicht für die Räume gebaut, wurden aber für sie ausgewählt und in ihnen inszeniert Sie stammen fast alle aus zwei Privatsammlungen: der Sammlung Panza di Biumo und der Sammlung Stux.
Auf eine ziemlich irritierende Weise bedient diese Ausstellung einen – durchaus immer noch zeitgenössischen – Geschmack, der sich in den späten 50er und den 60er Jahren neu gebildet hatte: einen Geschmack, für den die sichtbare und demonstrative Materialität der eingesetzten malerischen Mittel – und auch der Werkzeuge und Verfahrensweisen – ebenso wie die materielle Realität der Situation, der Situiertheit der Kunstwerke wie des Betrachters im Raum und in der Zeit entscheidende Komponenten bilden. Für die neue Kunst der späten 50er und der 60er Jahre, die materiellen Montagen von Rauschenberg und Johns mit ihrer Sensibilität für das Material, die Arbeit und die Verfahrensweisen der Malerei und die minimal art mit ihrer Aufmerksamkeit auf die Situation und den wahrnehmenden Körper in ihr – schien sich das Problem des Geschmacks durch neue Sensibilitäten, Reflexionen und Verfahren erledigt zu haben. Aber…