Laurie Anderson
»Ich bin eine Geschichtenerzählerin« oder Digitale Feuerzeichen
Ein Porträt von Jacqueline Burckhardt
»Laurie Anderson ist bald Frau, Mann, Kind, Kollektiv, Maschine, bald verletzliches und vertrautes Gegenüber, dann wieder Beschwörerin der Litaneien der Massenmedien. Ihr Look hat sich aus der Zweckmäßigkeit ergeben, ist keine Pose, kein Bekenntnis zu oder gegen irgend etwas. Die schwarze Kleidung hebt das Gesicht und die Hände hervor, läßt sie im Dunkel verschwinden, wenn Bildprojektionen die Sache sind oder die Neongeige leuchten soll.«
Jacqueline Burckhardt
»Als ich mich das erste Mal auf Internet einklinkte, unterhielt ich mich lange mit jemandem, der mir erzählte, seine Hobbys seien Musik und Zeichnen, am liebsten im Sand. Eine rege Konversation über Sandmalereien entstand. Zwei Tage später realisierte ich, daß diese Person erst vier Jahre alt war und ihr Interesse darin bestand, möglichst schnell wieder in den Sandkasten zu gelangen, um auszuprobieren, worüber wir gesprochen hatten. Glauben Sie, ich würde auf einer Party nach einem Vierjährigen suchen, nur um mich mit jemandem über Sand unterhalten zu können? Solche Dinge sind nur im Cyberspace möglich. Man fühlt sich dort bisweilen wie im Himmel, sieht man einmal von den obskuren irdischen Dingen ab, mit denen man auf diesem Netz natürlich auch konfrontiert wird: Sex, Dating Services, Hetz- und Haßbriefe, rassistische Äußerungen usw.«
Laurie Anderson, aus einem Interview in der »Neuen Zürcher Zeitung« vom 23. Mai 1995
Der Alltag liefert Laurie Anderson den Stoff. Und da sie im Staate Illinois bei Chicago geboren wurde, in einem Gebiet, so flach, daß der Himmel es zu 180 Grad überwölbt, gehören auch…
