Heinz-Norbert Jocks
Laurie Anderson
“The record of the time”
Museum Kunstpalast, Düsseldorf, 7.6. – 19.10.2003
Laurie Anderson, ihr Name wirkt wie ein Sound, der sich uns tief eingeprägt hat, und ihr Werk wie ein wunderbares Experiment, das nimmer endet, oder wie ein offener Prozess, der ihr Leben begleitet. Auf der mit großer Spannung erwarteten Pressekonferenz im museum kunst palast anlässlich ihrer ersten Museumsschau in Deutschland erschien die äußerlich kaum veränderte, sich treu gebliebene, inzwischen 55-jährige Multimedia-Pionierin mehr wie eine gutgelaunte Glücksfee, die mit ihren kleinen Geschichten ebenso wie mit losen Sätzen aus dem Geist der Poesie sowie mit knappen Statements die eingeschlummerte Fantasie der Besucher beflügelt, um diese ins Private ihrer Eigenwelt hereinzuwinken, denn wie ein unnahbarer Weltstar, der mit seiner Aura ganze Säle füllt, aber Dauerdistanz hält.
Mit ihrer aus dem Debut-Album Big Science ausgekoppelten Single Oh Superman hatte sie 1982 die britischen Charts erobert. 21 Jahre später nun in Düsseldorf gelandet, blickt sie wehmutslos auf den Stand ihrer Kreativität zurück wie jemand, der mehr im gelebten Jetzt denn im betrauerten Gestern zuhause ist. Der Blick nach vorne stimmt halt seit jeher fröhlicher als der rein retrospektive. Sie, die als Kunststudentin in den frühen siebziger Jahren Skulpturen aus Zeitungen und Harz anfertigte, war Mitte der siebziger Jahre Mitglied der Downtown-Szene, der Tänzer, Schriftsteller, Bildhauer und Maler angehörten. Zu ihren Künstlerkollegen zählten neben Philipp Glass auch Trisha Brown, Gene Highstein, Gordon Matta-Clark und viele mehr. Weil die Avantgarde es in Europa leichter als in Amerika hatte und da bei uns günstigere Ausgangsbedingungen für…