Berlin
Laure Prouvost
We Felt A Star Dying
Kraftwerk 21.02.–04.05.2025
von Julia Stellmann
Dunkel und kalt ist es im Berliner Kraftwerk. Seltsame Kreaturen bewegen sich auf und nieder, schimmern golden im Licht. Mit getrockneten Pflanzen und Federn versehen, blitzen die gleichermaßen kosmisch wie irdisch erscheinenden Strukturen auf, bevor sie gleich wieder ins umgebende Dunkel schwinden. Die fragilen Skulpturen locken die Treppe hinauf ins obere Stockwerk. Sphärische Sounds aus Stimmen, Walgesängen oder Rauschen bespielen den postindustriellen Raum, in welchen lichte Stoffbahnen wie die Arme eines Kraken ausgreifen. Gleich im Windhauch begriffenen Schleiern bewegen sie sich, schweben über den Köpfen des Publikums. Im Zentrum kulminiert der Stoff, scheint aus der Decke zu fluten, bildet eine Art Himmelbett für die Besuchenden. Denn unter dem Stoff ist dem Publikum eine Liegefläche bereitet, welche den Blick nach oben auf eine kreisrunde Videoarbeit leitet. Eine visuelle Reise entspinnt sich. Durch den steinernen Boden geht es in die Erde, finden wir uns plötzlich in der Perspektive eines Regenwurms wieder.
Zurück an der Erdoberfläche wechselt es von Mikro- zur Makroebene, streifen die Augen über das Meer, fliegt der Blick mit den Vögeln, windet sich durch die urbane Landschaft. Bis er schließlich orientierungslos auf den Boden zurücksinkt, ein Vogel sich von unten durch eine transluzide Eisdecke hindurch betrachten lässt. Eine Hand befreit von Erde. Sind wir lebendig begraben? Oder viel eher mit allem verbunden? Wir sind Meer und Luft und Erde gleichermaßen. Aus dem Sog der Videoarbeit gelöst, gibt es abseits noch mehr zu entdecken. Kleine weiße Federn tanzen im Luftstrom, wollen einander erreichen…