Edgar Schmitz
Laure Prouvost
Max Mara Art Prize exhibition for Women
Whitechapel Gallery, London, 19.3. – 7.4.2013
Der Preis ist ein Italien-Stipendium mit Ausstellung und deckt so eigentlich eine Arbeitsperiode von zwei Jahren. Was jetzt hier in der Whitechapel dann als Resultat inszeniert ist (und sich im Katalogbuch fortsetzt), ist eine Collage aus Italienmaterial, das Mediterranes fast gänzlich schamlos in all der exotisierenden Lustaufladung durchspielt, die es als nördliches Klischee schon so lange trägt. Prouvost’s Arbeit besteht aus zwei Teilen: dem Film, der Italien als Lustbild bewohnt und opulent Bachanalien aufführt,
und der architektonischen Einfassung, die als in den Ausstellungsraum eingezogenes Panorama-Oval Architektur- und Kunstmotive mediterraner Bildlichkeiten in einem gemalten Fries vorführt, der den Film sowohl einleitet als auch einfasst. Außerhalb der Struktur selbst werden die Außenspiegel des Titels an den Galeriewänden zu Regalen, auf denen makellose Himbeeren dargereicht sind.
Im Film selbst sind sie, die Himbeeren, Farbe und Futter, im bukolischen Gebirgsteich mit jungen Frauen und Karpfen, die die Himbeeren essen, wenn sie nicht von den Zehen der Gespielinnen umspielt, zerquetscht und animiert werden. Hier ist alles erotisch aufgeladen, und die Bilder geben sich schon lange nicht mehr mit der Rolle der Abbildungsspur zufrieden. Im gesprochenen, gehauchten Kommentar, der die zehn Minuten dieser Bildcollage durchzieht, sind sie hungrig, werden nicht verzehrt sondern sind der Mund, der den Film rhythmisiert, ein- und ausatmet und in diesem Rhythmus als Bild die Bilder verschluckt. Spielerisch ist das, aber nicht ironisch, selbst wenn die Verschmelzungen von Mündern und Eis am Stiel so weit hinter der Klischeegrenze operieren…