Thomas Wulffen
L’Art Conceptuel – Une Perspective
MUSÉE D’ART MODERNE DE LA VILLE DE PARIS, 22. 11. 1989 – 18.2.1990
Der Begriff ‘Perspektive’ meint nach Duden ‘Ausblick; Durchblick, Blickwinkel; Aussicht für die Zukunft’. Wer also ein Ausstellung veranstaltet, die bewußt mit dem Untertitel ‘Perspektive’ versehen wurde, muss mehr im Sinn haben als eine blosse historische Ansammlung diverser Objekte. Wer zu diesen Zeiten eine Ausstellung konzeptueller Kunst veranstaltet, ist doppelt gefordert, wenn er diese Ausstellung mit dem Zusatz ‘eine Perspektive’ versieht: Zum einen muss er dem Begriff ‘Perspektive’ gerecht werden, zum anderen sollte er deutlich machen, was konzeptuelle Kunst für die zeitgenössische künstlerische Produktion bedeuten kann und bedeutet. Mit der Ausstellung ‘L’art conceptuel – Une Perspective’, verantwortet von Claude Gintz für das Musée d’Art Modnerne de la Ville de Paris, ist beides nicht gelungen.
Den Besucher empfangen im Vorraum der eigentlichen Ausstellungsräume zwei Vitrinen, in denen Dokumente wie Briefe, schriftliche Konzepte oder wichtige Kataloge ausgestellt sind: Eine Ankündigung, die auf richtige Fährten lockt, denn offensichtlich war weniger eine kritische Würdigung einer vergangenen Kunstrichtung geplant (wenn man vom Katalog absieht), sondern ein Rückblick aus weiter Ferne, der die Aktualität konzeptuellen Denkens vollkommen unterschlägt. So wird der Besucher wieder einmal mit den unerlässlichen Inkunabeln einer besonderen Kunstgeschichte konfrontiert. In diesem Falle sind es die ‘Boite en Valise’ von Marcel Duchamp, der ‘Erased de Koooning’ und das Portrait von Iris Clert von Robert Rauschenberg und diverse Zertifikate von Yves Klein. Diese Inauguration setzt sich im folgenden Saal fort: Manzoni, Dan Flavin, ein Kondensationskubus von Hans Haacke, Robert…