Martin Seidel
Larry Sultan
Kunstmuseum Bonn, 5.2. – 17.5.2015
Bekannt wurde Larry Sultan (1946-2009) vor zehn Jahren mit „The Valley“ (1998-2003), einem vielteiligen Fotowerk zur virulenten Pornoproduktion in den Vorstadthäusern der amerikanischen Mittelklasse im kalifornischen San Fernando Valley. Die Bilder vom Dreh und den Drehpausen sind nicht aufreizend. Im Gegenteil, die Akte spielen klein und versteckt im Hintergund, am Bildrand oder gar nicht. Man sieht zum Beispiel eine Aktrice in Dessous und Highheels in einem Schlafzimmer auf dem Bett sitzend, einen nackten Akteur aus einem Küchenfenster blickend – wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sie für die Bewohner halten. In Sultan Fotos interessieren nicht die offenen Verheißungen der Pornos, nicht fragwürdige Schönheitsideale oder die heimlich mitgeschleppten sozialen Aufstiegs- und Unterwerfungssehnsüchte. Die Bilder handeln eher vom Verbergen als vom Zeigen, von Fremdheit und offenkundigen Diskrepanzen zwischen dem hedonistischen Anspruch des Gewerbes und der spießigen Gediegenheit der Häuser, die für Sultan den Reiz am Thema begründeten. Sultan inszeniert die Inszenierung ausschweifender Sexualität und auch die Inszenierung der amerikanischen Alltagsbehaglichkeit in mehrbödigen Arrangements. Visuelle Prägnanz und pittoreske Details, fließende Vorhangstoffe, die Farben der Teppichböden und Wände, die Muster der Tapeten und Tagesdecken spielen darin eine so große Rolle wie die subtile Komposition des Blickes und eine ausgeklügelte Lichtregie.
Die Larry-Sultan-Schau ist Teil der Reihe neuer amerikanischer Fotografie, die das Bonner Kunstmuseum in losen Abständen seit 2011 präsentiert. Mitch Epstein und Lewis Baltz waren bisher zu sehen. Das Etikett „post-konzeptuelle Fotografie“, mit der die von Stefan Gronert kuratierte Ausstellung den 2009 verstorbenen Künstler einem breiteren…