Jolanda Drexler
L’architecture engagée / Le Corbusier
»Manifeste zur Veränderung der Gesellschaft«
»Le poème de l’angle droit«
Architekturmuseum der Technischen Universität München; Pinakothek der Moderne, München, 14.6. / 21.6. – 2.9.2012
Diesen Sommer bietet das Architekturmuseum zwei gleichermaßen fesselnde wie kontrastierende Ausstellungen, die sich in geradezu idealer Weise ergänzen. Hier eine didaktisch aufgebaute Themenausstellung, die einmal mehr den Forscherimpetus des Museums der TU unterstreicht, dort eine monographische Kunstausstellung, die den „größten Architekten des 20. Jahrhunderts“ (Direktor Winfried Nerdinger) als unermüdlichen und phantasievollen Künstler und Poeten outet. Mit diesen Ausstellungen erfüllt sich der Ende September aus dem Amt scheidende Direktor nicht nur einen lange gehegten Wunsch, sondern bekräftigt auch noch einmal eindrucksvoll die kritische Grundhaltung des von ihm mit gegründeten Museums. „L’architecture engagée. Manifeste zur Veränderung der Gesellschaft“ ist bereits die 40. Ausstellung von Nerdinger und seinem bewährten Team seit der Eröffnung der Pinakothek der Moderne im Jahr 2002. Ihr Titel eröffnet ein weites Feld, da ist der Vorwurf der willkürlichen Auswahl schnell zur Hand. Nerdinger übertrug den von Sartre 1947 geprägten Begriff der „Litterature engagée“ wie auch der analogen L’art engagé auf die Architektur. So kamen nur die Manifeste und architektonischen Konzepte zur Auswahl, „die ausdrücklich politische und soziale Einflussnahme als Ziel haben und zum Prozess gesellschaftlicher Veränderung im Zeichen der Freiheit beitragen sollen“ (Klaus Weimar). Sie sollen nach dem Verständnis Kirsten Wechsels auf einer aufklärerischen Grundhaltung basieren, emanzipatorische Utopie entfalten und den Menschen und dessen Lebenswirklichkeit verändern wollen. Solche revolutionäre Projekte sind freilich in aller Regel zum Scheitern verurteilt, allein die praktische…