Mülheim an der Ruhr
Lara Kaiser
Nur keine Illusionen
Kunstmuseum 23.11.2024 – 16.03.2025
von Claudia Posca
Können Bilder lügen? Täuscht unser Sehen? Und was eigentlich bedeutet es, wenn sich fotorealistische Malerei der Aufgabe widmet, den Alltag und seine Dinge nur mehr ausschnitthaft zu zeigen, dazu ganz und gar schnörkellos und keinesfalls in pastoser Stofflichkeit steckend? Motive in diesem Kosmos: Die Falten eines Vorhangs etwa. Oder Treppenstufen im Schattenspiel, eine Fensterblattpflanze (Monstera Deliciosa), gespiegelt im Scheibenglas, ein Fenster, dessen Architektur mit Sims, – obwohl gemalt –, in einen scheinbar gezeichneten Minimalismus kippt und mit dem vergessenen Farbstift auf der Fensterbank gar noch zum melancholischen Stillleben mutiert. Darüber hinaus faszinierend die Frage: Was initiiert das mit diesem Motiv- und Technikrepertoire verknüpfte Spiel von Zeigen und Verrätseln, von Verbergen und Offenlegen, von Verhüllung und Enthüllung, von Raum und Räumlichkeit, von Innen und Außen, von Gegenständlichkeit und Abstraktion beim Betrachtenden? Schließlich ist eindeutig unentschieden, wer oder was von all dem Regie führt bei der Verflechtung von Gesehenem, Sichtbarkeit und Sehen, von Schein, Sein und Wahrnehmung. Klar nur ist: So vermeintlich wiedererkennbar, so vorgeblich einfach sich die kleinformatigen Bilder von Lara Kaiser auch geben, so großformatig sind sie in der Wirkung.
Denn ganz offensichtlich zielt die stets makellose Malerei der jungen Künstlerin aus Witten (*1996) darauf, Erwartungen zu irritieren und Sujets vorzustellen, die geeignet sind, Bild- und Farbforschungen jenseits von szenischer Überfrachtung und / oder materialverliebter Darstellung voranzutreiben. Stets im Fokus: die Wirklichkeit & mehr, – auf visueller, auf philosophischer und auf kunsthistorischer Ebene.
Das öffnet Sicht- wie Denkräume, aktualisiert Traditionen….