Frankfurt am Main
Lap-See Lam
Tales of the Altersea
Portikus 11.03.–28.05.2023
New York Swiss Institute (SI) 10.05.–27.08.2023
von Isa Bickmann
Suchte man eine moderne Version vom Schattenspiel in Platons Höhle, dann wäre es diese: Man säße auf einem weichen Teppichboden und ließe sich verzaubern von dem an die Wand projizierten Geschehen, so wie es die schwedische Künstlerin Lap-See Lam (geb. 1990) im Frankfurter Portikus darbietet. Doch im Gegensatz zu Platons Gefangenen, die gezwungen sind, in eine Richtung zu schauen, ist man hier gefordert, sich zu drehen und zu wenden, um dem Verlauf der farbigen Lichtzeichnungen zu folgen, die im Uhrzeigersinn über alle vier Wände laufen und teilweise auf den Boden strahlen, was die Kuratorinnen Liberty Adrien und Carina Bukuts an eine Laterna Magica erinnert. Dabei wirft man immer wieder selbst einen Schatten, steht oder sitzt sich und anderen Personen im Bild. Offensichtlich bezieht die Künstlerin ihre Inspiration aus dem traditionellen chinesischen Schattentheater, so sind an den Figuren die typischen Führungsstäbe zu erkennen.
Die linear erzählte Geschichte speist sich aus den biografischen Wurzeln der Künstlerin. Sie selbst ist Kind Hongkong-chinesischer Einwanderer, die nach der Ankunft in Europa in die Gastronomie gingen und dann deren Niedergang im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre erleben mussten. Die in vielen Ländern verbreiteten Restaurants vermittelten mit ihrem Ambiente als repliziertes Klischee seiner selbst einen letztlich vertrauten Zugang zu etwas Fremdartig-Exotischem. Die Künstlerin will bewahren, was droht verlorenzugehen, und spürt den Dekoren und historischsoziokulturellen Implikationen der Chinoiserien nach, indem sie ihre Funde mit digitalen Techniken, 3D-Druck, Neonarbeiten, Film und Virtual Reality am…