Helga Meister
Landschaft ohne Horizont
Museum Schloss Moyland 28.3. – 15.8.2010
In kaum einem anderen Landstrich Deutschlands gibt es so viel Horizont wie am Niederrhein. Wo keine Berge und keine Hochhäuser den Blick versperren, ist die Grenzlinie zwischen der sichtbaren Erde und dem Himmel besonders ausgeprägt. Das mag Bettina Paust, Chefin des Museums Schloss Moyland, zur Ausstellung über eine „Landschaft ohne Horizont“ bewogen haben. Es ist ihre erste groß angelegte Fotoausstellung.
Wie nimmt sich der Mensch in einer Umgebung wahr, die keine Orientierungshilfen mehr gibt? Was passiert in der Darstellung von Landschaft, wenn sie nicht mehr als solche erkennbar ist? Um es vorwegzunehmen: Die Schau in Moyland präsentiert keine Menschen und keine Katastrophen. Sie will auch nicht philosophisch verstanden werden. „Landschaft ohne Horizont“ bietet ein Potpourri von bekannten und unbekannten Fotos. In einem Fall darf sogar laut losgelacht werden, ausgerechnet beim Altmeister der Konzept-Kunst, Timm Ulrichs. Der holt seine „Landschafts-Epiphanien“ von 1972, die er 1987 wieder aufgelegt hat, aus der Schublade. Sie erweisen sich als humorig, listig und lustig zugleich. Und sie sind das Beste in der gesamten Schau.
Nach dem Motto, dass Epiphanien nichts anderes als Erscheinungen oder Ahnungen von Landschaft sind, präsentiert er die Endstücke von Rollfilmen. Diese Reste, eigentlich nichts anderes als Abfallprodukte des Fotolabors, zeigen erstaunlich genau den Übergang des unbelichteten zum belichteten Filmstreifen. Diese Trennlinie zwischen der helleren oberen und der dunkleren unteren Fläche ergibt, von Timm Ulrichs behandelt, auf Fotopapier vergrößert, jene aufscheinende Farbwirkung, die auch heute noch dem Ahnungslosen eine unwiderstehlich-schöne Landschaft vorgaukelt. Sie enthält im Standardformat…