Jens Rönnau
Landschaft. Die Spur des Sublimen
Kunsthalle zu Kiel, 18.1. – 1.3.1998
Kunstraum Innsbruck, 13.3. – 24.5.1998
Esbjerg Kunstmuseum, 6.6. – 23.8.1998
Mit dem ehrwürdigen Thema Landschaft empfiehlt sich Ute Riese als Ausstellungsmacherin und beendet ihr Volontariat an der Kieler Kunsthalle. Neben Kiel hat sie gleich noch Innsbruck und Esbjerg als weitere Ausstellungsorte gewinnen können. Das verwundert kaum, denn sie trägt aktuelle künstlerische Positionen von internationalem Rang zusammen. Großfotografien von Becher-Schülern stehen im Kontrast zu den Flugmaschinen Panamarenkos oder den konzeptuellen Textlandschaften von Hamish Fulton und den Mikro-Landschaften Olaf Nicolais.
“Die Spur des Sublimen” soll die Schau beleuchten, ein Ansatz, der um die Hinterfragung aktueller Gegenwartskunst durch den Stoff von Klassikern der Philosophie bemüht ist. Für den Begriff des “Sublimen” darf man zu Emanuel Kant oder Edmund Burke zurückgehen, die mit dem Sublimen das “Erhabene” der Natur beschreiben, also das, was eigentlich über die Natur hinausgeht und was wir heute mit Landschaft meinen, die also immer nur ein kulturell geprägter Ausschnitt ist. Der Begriff Sublimation meint Verfeinerung im geistigen Sinne als Gegensatz zum Triebhaften, also auch zur ungebändigten Natur. Barnett Newman griff diese Gedanken in seinem Aufsatz “The sublime is now” 1948 auf und übertrug sie auf das Erleben von Malerei.
Jenes “Sublime” oder “Erhabene” führt die aktuelle Ausstellung sogleich auf einen sehr kompakten Nenner zurück: der Besucher wird von den Lichtkästen des Olaf Nicolai empfangen, einer der jüngeren documenta-Teilnehmer des vergangenen Jahres. Er zeigt pflanzliche Mikrokosmen, Spezial-Züchtungen auf Lavagesteinsbrocken, die als beleuchtetes Großfoto wie ein Urwald anmuten, tatsächlich aber nur wenige Zentimeter groß…