Rainer Unruh
Landschaft 2.0
Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg, 29.8. – 15.11.2009
Die Erde ist eine Scheibe, auf der jeder Punkt vom anderen genau einen Klick entfernt ist. So suggeriert es uns Google Earth, wenn wir am Computer sitzen und uns mit dem Zoom auf die Welt stürzen wie ein Raubvogel auf seine Beute. Eine Technik, der sich auch das britische Künstlerduo Thomson & Craighead in seinem Desktop-Dokumentarfilm „Flat Earth“ (2007) bedient. Die beiden haben für ihr siebenminütiges Video Texte aus Blogs, die von Sprechern vorgelesen werden, mit Satellitenbildern unseres Planeten kombiniert. Die Kamera zoomt Städte und Regionen heran, von Teheran bis Simbabwe, aber die optische Nähe schafft keine Verbundenheit. Im globalen Pixelpark geht jeder seinen eigenen Weg.
„Landschaft 2.0“ artikuliert sich, so zeigen es die im Edith-Ruß-Haus in Oldenburg versammelten Arbeiten, in einer Vielzahl von Projektionen und Visionen, die nicht zur Deckung gebracht werden können. Vaughn Bell kommt beispielsweise ganz ohne Rekurs auf die Digitalisierung und Virtualisierung unserer Weltbilder aus. Sie lädt stattdessen dazu ein, sich einen Wanderstock aus Plexiglas auszuleihen, an den ein Arrangement aus Pflanzen befestigt ist. So führt der Wanderer seine eigene Landschaft mit sich („Landscape for Walking“, 2009). Ein zweites Werk der US-Künstlerin besteht aus einem kleinen Treibhaus aus Glas, das von der Decke hängt. Durch ein Loch im Boden kann der Besucher die Farne befeuchten und so seinen Beitrag zum Erhalt von „Biosphere“ (2009) leisten. Auch David Hahlbrock arbeitet mit echter Biomasse. Seine „Transitgärten“ bestehen aus Rasenstücken in einer Nährlösung, die auf kleinen, mit Magneten versehenen Kugeln wachsen….