Sabine Schütz
Ladislav Minarik
Neue Arbeiten
Galerie Kleinsimlinghaus Düsseldorf, 5.6. – 5.7.1986
»Die Vergangenheit der Zukunft« hieß eine Ausstellung, mit der die Galerie Kleinsimlinghaus kürzlich auf die neuesten Arbeiten von Ladislav Minarik aufmerksam machte. Der Titel spielt auf den archaischen und zugleich utopischen Charakter der Kunst des 1969 aus Prag emigrierten Wahl-Düsseldorfers an. Grundthema fast aller seiner Bilder, Reliefs, Plastiken und Zeichnungen ist der Eros; die Lust an der Liebe und die Faszination der Frauen liefern den Stoff, dem Minarik in seinen Werken Gestalt verleiht. Sein poetischer Sinn für Humor ist unübersehbar, Ironie oder gar Zynismus hingegen sind ihm fremd; und fast verwundert es, mit welcher Ernsthaftigkeit, ja Behutsamkeit ein Künstler heute so uralte Ideale wie die Liebe verteidigt, ohne in kitschige Formulierungen des Themas abzugleiten.
1945 in Prag geboren, wurde Ladislav Minarik an den Akademien von Horace und Prag zum Bildhauer ausgebildet. Nachdem er sich in den vergangenen Jahren vorwiegend mit dem Medium Malerei auseinandergesetzt hat, ist er mit seinen jüngsten Arbeiten zur plastischen Gestaltung zurückgekehrt. Vom ausgeprägten Interesse des Künstlers am experimentellen Umgang mit dem Material zeugen seine bis zu lebensgroßen Stelen, aber auch seine durch massive Holzrahmen begrenzten Reliefbilder. Minarik arbeitet mit einer pastosen Masse aus Zellulose und Knochenleim, welche, feucht auf die Fläche aufgetragen, beim Trocknen zu einer harten Kruste zusammenschrumpft. Die kräftigen Farben früherer Bilder sind einer dumpfen Tonigkeit gewichen, die der zerklüfteten Oberflächenstruktur der neuen Bilder den Charakter von bizarren Erd- und Gesteinsformationen verleiht. Die Konturen der Gestalten und Köpfe verlieren sich in den abstrakten Wucherungen des Bildgrundes,…