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Ausstellungen: Genf · von Heinz-Norbert Jocks · S. 268 - 269
Ausstellungen: Genf ,

Genf
La Genevoise.
Carte blanche à Carol Bove

Musée d’art et d’histoire 31.01.– 22.06.2025
von Heinz-Norbert Jocks

Einmal jährlich vergibt Marc-Olivier Wahler, der Direktor des Musée d’art et d’histoire de Genève die Carte Blanche. Im Vorjahr ergriff Wim Delvoye das Glück ihm anvertrauter Freiheit, um einer Auswahl musealer Sammlungsbestände seine „Ordnung der Dinge“ überzustülpen. Surrealismus gemäß trieb er die Kunst der Zweckentfremdung in neue Höhen des Magischen, wofür das blaue Moped in einem rot drapierten Riesenetui nur ein Beispiel von vielen war.

Ganz anders die Künstlerin Carol Bove, die als erste Frau unter den bisher Eingeladenen den fünften Freibrief empfing. Für zwei Monate kam sie aus New York nach Genf, wo sie zwar 1973 als Tochter amerikanischer Eltern geboren wurde, nicht aber aufwuchs. Im Gespräch bestätigt sie, dass der Wunsch, sich der Wurzeln ihrer Existenz zu vergewissern, Mitauslöser für ihre anhand von antiken Artefakten, Gemälden, Werkzeugen, Möbeln und Waffen kreierten Erzählung über die Historie der zweitgrößten Stadt der Schweiz war.

In Berkeley großgeworden, spricht sie weder Französisch. Noch war sie vor dem Eintauchen in die Depots der Vergangenheit ihrer Geburtsstadt kundig. Ihr Erinnerungsblick fällt verglichen mit dem surrealen von Delvoye eher sachlich und ebenfalls konzeptuell aus, aber auf gänzlich andere Weise. Darauf, dass es ihr als Künstlerin nicht darum geht, vom Unterbewusstsein getrieben, Dinge assoziativ zu verknüpfen, vielmehr darum, „eine Art affektiven Wirrwarr zu beschwören, welcher jede einzelne historische Erzählung durcheinanderbringt“, bemerkte 2016 die Kunsthistorikern Johanna Burton.

Aus den 800.000 Fundstücken des Museums, die die menschliche Aktivität im Genfer Becken seit 15.000 Jahren v. Chr. bezeugen,…

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von Heinz-Norbert Jocks

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