Sven Drühl
La Fabuloserie – Museum der Teufel und Engel
Museum Bochum, 25.11.2000 – 11.2.2001
Das Bochumer Museum wagt sich mutigerweise an die berühmte Art-Brut-Sammlung “La Fabuloserie” des französischen Architekten Alain Bourbonnais, von der man bislang meinte, sie sei an keinem anderen Ort, als dem äußerst skurrilen Musée de l’art hors-les-normes in dem französischen Provinzdorf Dicy angemessen zu präsentieren. Folgt man jedoch dem imposanten und überraschungsreichen Parcour im Museum Bochum mit seinen dunklen Ecken und schaurigen, extra geschaffenen Räumen, so glaubt man sich in die Räume des Bourbonnais’schen Privatmuseums, fernab der hektischen Kunstwelt, versetzt. Die eindringliche, beinahe gespenstische Atmosphäre, die dem Architekten für die Inszenierung seiner Sammlung so überaus wichtig war, wird hier durch die Bauten der Bochumer Bühnenbildnerin Karen Kühn exzellent nachempfunden. Manche der Räume sind im wahrsten Sinne des Wortes düster, die Puppen aus den Installationen von Miguel Amate und Jano Pesset beispielsweise wirken wie aus einem Horrorfilm entsprungen. Man meint, sie könnten sich jederzeit bewegen. Wie die “Fabuloserie” in Dicy gleicht auch die reduzierte Bochumer Variante einem großen, märchenhaft-phantastischen Kuriositätenkabinett.
Unter Art Brut versteht man gemeinhin die Kunst von gesellschaftlichen Außenseitern, die weder Kunst studiert, noch beim Schaffen ihrer Werke Kunst im Sinn hatten. Seit Jean Dubuffet Mitte des 20. Jahrhunderts begann, sich für diese sogenannte “rohe Kunst” zu begeistern, hat sich einiges verändert. Die anfängliche Skepsis ist gewichen, die Art-Brut ist zum Bestandteil der Kunstgeschichte (obwohl sie im Betriebssystem Kunst noch immer eine Sonderrolle einnimmt) geworden und es gibt mittlerweile diverse Zentren, wo der Interessierte sich solche “abseitigen” Arbeiten…