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Dossier: Architektur · von Jo Hagel · S. 122 - 135
Dossier: Architektur , 1982

La casa délia falsità

von Jo Hagel

Das Haus der Falschheit? Das Haus des falschen Scheins? Nein, diese wörtliche Übertragung aus dem Italienischen kommt falsch an. Sie trifft die Sache nicht. Keiner der elf internationalen Architekten, von denen hier die Rede sein soll, wollte das “Haus der Falschheit” in München etablieren, allenfalls handelt es sich um gediegene “Verfälschungen” des Original-Hauses Leopoldstraße 87 in München. Im Grunde hatten sie von Katia Farazi und Peter Pfeiffer den Auftrag erhalten, mit Hilfe alter Pläne das 4-geschossige Doppelhaus aus dem 19. Jahrhundert in einen “zeitgemäßen Ausstellungsbau” umzugestalten, allerdings unter der Verwirrung stiftenden Leitidee la casa délia falsità.

Begonnen hat alles mit einer Wendeltreppe. Diese sollte schlicht und einfach das Erdgeschoß des Möbelladens Focus mit dem Untergeschoß verbinden, um zum elfjährigen Jubiläum eine neue Raumsituation zu schaffen, doch daraus wurde nichts. Die diesbezüglichen Verhandlungen des in Mailand lebenden Ladeninhabers Peter Pfeiffer mit der Baubehörde in München gerieten zu einem traumatischen Abenteuer in Sachen baupolizeilicher Kunst, den Teufel an die Wand zu malen, in diesem Fall den Feuerteufel. Nach längerem Trommelfeuer aus allen Bauordnungsrohren ging der an italienische Verhältnisse verwöhnte und von deutschen Paragraphen zermürbte Peter Pfeiffer nach Hause. Aus dem Ärger über die Verhinderung einer schlichten Wendeltreppe durch die Baubehörde wurde kultivierte Wut: Peter Pfeiffer erteilte gleich elf renommierten Architekten und Designern die Vollmacht, Pläne für den Umbau des ganzen Hauses zu erarbeiten, und branchenkundiger als mancher Architekturtheoretiker suchte er dafür Baukünstler aus, bei denen er sicher sein konnte, daß auch keiner von ihnen sich im entferntesten den…

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