L. N. Tallur
L. N. TALLUR: Als ich in den 1990er Jahren Museologie an der Maharaja Sayyajirao Unversity of Baroda studierte, habe ich einen Fragekatalog zur Verwaltung von Museumsobjekten entwickelt. Ursprünglich sollte es helfen, Objekte in verschiedenen Kontexten im Museum aufzustellen. Gleichzeitig begann damit mein Verständnis für und Interesse an Objekten und Bildhauerei. Damals fiel mir auch auf, wie kurz die Menschen vor einem Kunstwerk verweilen. Meine frühen Werke sind daher darauf angelegt, dass die Menschen sich hinsetzen und ihre Sinne benutzen, zuhören, tasten, berühren. „Dinosaur´s Egg“ (1999) ist ein kleiner Schrank mit Schubladen. Oben ist eine Pop-Up-Tafel von Dinosaurier-Eiern drin, in der nächsten von einem Hühnerei, dann von einem Spiegelei. In der letzten Schublade ist zu lesen, dass ein Stein ´wegen Restaurierung zeitweise entfernt´ ist. Wenn die Besucher die Schubladen nacheinander öffnen, entfaltet sich eine Geschichte – ein wenig wie wir es an einem Laptop praktizieren. Damals las ich Nachrichten über falsche Dino-Eier, die in Museumssammlungen entdeckt worden waren – und die man auf Ebay kaufen konnte.
Die Pop-Up-Präsentation schien mir eine passende Verbindung zur Seichtheit herzustellen – später fand ich eine ähnliche Qualität in aufblasbaren Objekten. „Made in England: A temple design for India“ (2002) ist ein begehbares, pneumatisches Objekt in Form eines Lingams, 7.60 Meter hoch, das wegen des Luftdrucks aufrecht steht. Betrachter können mit einer Taschenlampe hineingehen. Es ist eine transportable Skulptur im menschlichen Maßstab, ein perfektes Design für multinationale Firmen, um es indischen Dörflern anzubieten.
Sabine B. Vogel: Was sind Ihre Auswahlkriterien für die verwendeten Materialien?
Jedes Material sendet…