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Titel: 6. Berlin Biennale · von Susanne Boecker · S. 62 - 77
Titel: 6. Berlin Biennale , 2010

KW Institute for Contemporary Art

„Die Kunst hat keinen Absolutheitsanspruch mehr, weil Utopie momentan nicht denkbar ist. Weil es nicht mehr möglich ist, große Zusammenhänge zu denken. Denn das Utopische ist durch die Katastrophen des 20. Jahrhunderts so diffamiert, dass es wahrscheinlich auf absehbare Zeit keine Möglichkeiten mehr finden wird. Das ist auch im Titel der Arbeit von Petrit Halilaj eingeschrieben: „The places I’m looking for, my dear, are utopian places, and I don’t know how to make them“. Es geht ums Reale, weil das Utopische nicht mehr berührbar ist.“ (Kathrin Rhomberg)

Petrit Halilaj hat etwas sehr Reales mit nach Berlin gebracht: Die Holzverschalungen des Hauses, das er gerade für und mit seiner Familie im Kosovo baut. Das neue Haus sieht zwar genauso aus wie das alte, im Krieg von serbischen Milizen zerstörte Gebäude, ist aber 20 Prozent größer und steht auch an anderer Stelle. Den Einschnitt des Krieges akzeptieren und dann Heimat bewusst neu anfangen – eine schwere und schmerzliche Aufgabe und eine große Herausforderung, der sich die ganze Familie des Künstlers stellt. Die in Berlin aus den Verschalungen errichtete Konstruktion füllt nicht nur das gesamte Kellergeschoss der KW Kunst-Werke, sondern wächst sogar noch darüber hinaus. Aus einem Fenster im ersten Stockwerk des Gebäudes, der eigens zu diesem Zweck in einen großen „White Cube“ verwandelt wurde, kann man die Konstruktionen im Außenraum betrachten. In diesem Arrangement werden die Besucher zu Statisten, die aus der reinen Sphäre der Kunst einen Blick werfen auf die Zeugnisse eines realen Über-Lebens-Kunstwerks. Mitgebracht aus dem Kosovo…

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