Kuschelkunst
Von Wolfgang Ullrich
Gegenüber Art Toys bestehen viele Vorbehalte. Den einen sind sie in Form oder Material zu nah an Kinderspielzeug, ja zu kindisch-albern, um als Kunst gelten zu können, andere stören sich daran, dass es sie oft in hohen Stückzahlen, gar in unlimitierten Editionen gibt, sie sich von Massenprodukten, Merchandise-Artikeln oder beliebigen Konsumartikeln kaum unterscheiden. Und was soll das für eine Kunst sein, die man in die Hand nehmen kann, da sie klein und leicht ist? Und die zudem oft so niedlich ist, dass man als erstes „ach wie süß!“ ausrufen und sie dann an sich drücken, mit ihr kuscheln will?
Art Toys provozieren also gleich mehrere Grundsätze der westlichen Moderne. In ihr war Kunst eine viel zu ernste und anspruchsvolle Angelegenheit, um je mit etwas für Kinder verwechselt werden zu können; diese waren generell aus der Kunstwelt ausgeschlossen – genauso wie alle anderen Menschen, die keinen zu Hochkultur qualifizierenden, kanonischen Bildungsweg nachweisen konnten. Entsprechend war Kunst das Gegenteil zu allem Niederen – zum bloß Sinnlichen und Reizenden genauso wie zum Alltäglichen und Populären. Als etwas Hohes war sie im Zweifel auch erhaben und einschüchternd; sie war reserviert für die Distanzsinne – Auge und Ohr – und konnte sich keinesfalls durch Tasten oder Schmecken erschließen. Dies galt umso mehr, als die Erfahrung von Kunst in der Moderne nicht an ihren Besitz geknüpft wurde, sondern im Gegenteil idealerweise in einem Museum oder ‚White Cube‘ stattfinden sollte – in Räumen, in denen man etwas vorfand, das einem nicht gehörte, dem man daher ‚interesselos’…