Peter Winter
Kurt Schwitters
Die Rückkehr des MERZ-Erfinders an die Leine – Eine Ausstellung zum 99. Geburtstag
Sprengel Museum Hannover 4.2.-20.4.1986
Sie kommt aus New York via London, die umfangreiche Schwitters-Ausstellung, die jetzt das Haus am Maschsee – gelegen am Kurt-Schwitters-Platz, der eigentlich nur eine Straßenkreuzung ist – präsentiert. Anläßlich des 99. Geburtstags des MERZ-Erfinders ehrt Hannover mit gut zweihundert Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen, Collagen, Objektkunstwerken und Plastiken rund um die Rekonstruktion des MERZbaues (»Kathedrale des erotischen Elends«, abgekürzt KdeE, entstanden 1923/1936 im später ausgebombten Domizil in der Waldhausenstraße), ihren zurückgekehrten »großen Sohn«. Bereits 1970 waren die sterblichen Überreste des Künstlers aus Ambleside, der letzten Station des Emigranten, in seine Geburtsstadt heimgeholt worden.
Nicht immer verfuhr man in Niedersachsen so freundlich mit ihm: Noch Ende der sechziger Jahre, als eine Auswahl von Arbeiten günstig der Stadt angeboten wurde, hagelte es in den Redaktionen der Lokalpresse geharnischte Leserpost.
Als Argument-Keule gegen die fünfzehn MERZ-Collagen wurde die sattsam bekannte Steuergeld-Tirade benutzt, die in diesem Fall voll daneben ging, da die nötigen 892 896,- DM aus anderer Quelle bereitgestellt werden konnten. Heute bildet dieses Konvolut eine der Herzkammern des Hauses; ohne seine Existenz wäre Hannover eine Schwitters-Wüste, in die das New Yorker »Museum of Modern Art« wohl kaum seine exquisiten Stücke als astronomisch versicherte Leihgaben geschickt hätte. (Schon 1947, ein Jahr vor dem Tod des Exilanten, setzte sich das MOMA für ihn ein: es stellte einen Zuschuß zum Bau des dritten, des letzten MERZbaues zur Verfügung.)
Selbst die Würdigung durch ein Straßenschild kam an der Leine erst…