GERD WINKLER
KUNSTWETTERLAGE
Unter diesem Titel erscheint Ende September im Belser-Verlag, Stuttgart, ein 200 Seiten starkes Buch (DM 19,80), in dem der Autor versucht, alle Möglichkeiten der journalistischen Präsentation im Bereich der Kunst auszuschöpfen. Das Buch enthält an die 100 Einzelteile, vom Zweizeiler bis zur Reportage und zum engagierten Porträt. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Autors drucken wir die zwei folgenden Beiträge vorab.
Die Stützkraft des Spaghettihalms
Vom Vergnügen, Kunst zu essen
Daniel Spoerri, geboren 1930 in Rumänien, ist ein Allround-Artist und Anreger ertragreicher Kunstpfründe. Als Protagonist der Eat Art eröffnete er 1968 in Düsseldorf ein Restaurant. Es wird heute in Verbindung einer ‘Eat Art Galerie’ von Carlo Schröter am Burgplatz in der Altstadt immer noch weitergeführt.
Der Hering gehört zur Abteilung der Weichflosser. Er kommt bis hinauf zum 67. Grad nördlicher Breite vor. Die Holländer fangen ihn seit 1164. Aus einem eingelegten Hering wird meistens ein saurer Hering. Und dieser eignet sich vorzüglich für das Katerfrühstück. Was aber wird aus den Gräten? Hühnerfutter, werden Sie sagen. Doch so einfach sollten wir es uns nicht machen!
Schröter: Der Herr Professor Beuys hat uns eine Auflage von 25 Heringen gemacht. Die Heringe hat er filetiert, die Filets eingelegt, und anschließend hat er die Gräten gebraten. Und nur diese Gräten wurden an einem Bindfaden an der Decke der Galerie aufgehängt. Man weiß ja: da sind auch noch Mineralstoffe in den Gräten, und man könnte sie theoretisch essen. Bei ganz kleinen Heringen ißt man sie auch. Beuys hat uns erzählt, daß er sie mit Wonne ißt. Die…