Kunstvereine in Österreich
Peter Pakesch
Bürgerliche Kunstvereine mit einer allen offenstehenden Mitgliedschaft sind in Österreich selten. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Grazer Kunstverein. Zu den Gründungsmitgliedern gehört Peter Pakesch, der in den 1970er Jahren in Graz im Forum Stadtpark Ausstellungen kuratierte und 1981 in Wien seine Galerie gründete. Später leitete er parallel dazu die ersten zwei Jahre den Grazer Kunstverein. 1993 schloss Pakesch die Galerie, arbeitete als freier Kurator und leitete von 1996 bis 2003 die Kunsthalle Basel, von 2003 bis 2015 das Universalmuseum Joanneum, wozu auch das Kunsthaus Graz gehört. Seit 2015 ist er Vorsitzender der Maria Lassnig-Stiftung.
Sabine B. Vogel: Gab es vor dem Grazer Kunstverein bereits dieses Modell in Österreich?
Peter Pakesch: Als wir den Grazer Kunstverein gegründet haben, war ich beeindruckt von der Basler Kunsthalle, die ja auch ein Kunstverein ist. Und natürlich von den deutschen Kunstvereinen, die ja großteils im 19. Jahrhundert entstanden. In der Zeit entstanden in Graz und Wien als bürgerliche Gründungen die Musikvereine. Dazu gehört auch das Konzerthaus in Wien. Nur der Salzburger Kunstverein entspricht dem deutschen Modell. In Wien gab es statt eines Kunstvereins – vielleicht aufgrund der habsburgischen Kunstpolitik – Künstlervereine wie das Künstlerhaus oder die Secession. Das ist eine frühe ständestaatliche Entwicklung flächendeckend in ganz Österreich bis in das 20. Jahrhundert, eigentlich bis die Nazis gekommen sind.
Wann wurde der Grazer Kunstverein gegründet?
Das begann 1985. Da gab es den Grazer Kulturpolitiker Helmut Strobl, dem ich erzählt habe, was für tolle Einrichtungen die Kunstvereine in Deutschland und der Schweiz…