Kunsturteil
Herausgegeben von Roland Schappert
Urteile über Kunst fällt fast jeder, der mit Kunst in Berührung kommt. Nicht nur Kritiker, Kuratoren, Sammler und Künstler, sondern auch Laien und Kulturbanausen. Einer begründeten Bewertung von Kunst, unter Angabe von eigenen Fragestellungen, Interessen oder Kriterien, kann man ausweichen, was auch oft genug der Kunstkritik vorgeworfen wird. Dem Kunsturteil lässt sich dagegen kaum entkommen, solange man nicht schweigt und jeder selbstbestimmten Betrachtung aus dem Weg geht.
Im Essay KUNSTURTEIL verfolgt der Herausgeber Spuren auf der Suche nach Kriterien zwischen Erkenntnis und Pragmatismus im Kunstbetrieb. Der promovierte Jurist, Kunstsammler und Kunsttheoretiker Konrad Fiedler (1841–1895) trennte das subjektive, ästhetische Urteil von einem erkenntnisorientierten Kunsturteil – und lässt uns im Gefolge zumindest versuchsweise Argumente sammeln für eine Wiedererlangung „innerer Überzeugungen“ und die Einsicht, dass ein „dauernder intimer Verkehr mit den Kunstwerken“ als Alternative zur außengerichteten Bewertung taugt. Nicht das Schöne, sondern die Erkenntnis und die Suche nach Wahrheit in der Darstellung waren Fiedlers Ziel der Kunst. Ein subjektives ästhetisches Urteil war hier nicht gefragt, der Geschmack sollte außen vor bleiben.
Wer über „Erkenntnis“ oder „Wahrheit“ in Bezug auf einzelne Kunstwerke nachdenken möchte, muss individuelle Urteile treffen. Wer ein Kunstwerk bloß erfahren oder kaufen möchte, urteilt auch. Nach welchen Kriterien wählt man aber heutzutage die Werke aus, die man weitergehend erfahren möchte oder deren Anschauung und Erkenntnismöglichkeiten vielleicht auch von persönlichem Interesse sein könnten?
KURZ NACHGEFRAGT ist ein neues Format, welches mit einer These und knappen Fragestellungen pointierte Statements von Akteuren des Kunstbetriebs wie Sammlern, Kuratoren oder Kritikern herausfordert.
JÖRG SCHELLER geht vom Künstler…